Palermo Street Art

In Teil 1 unserer Serie ‘Streetart Palermo’ berichten wir über Street Art in Palermos Altstadtviertel Ballarò. In Teil drei folgen die Altstadtviertel La Loggia, sowie das Capo Viertel.

Solltet ihr diesen 1. Teil noch nicht kennen, so empfehlen wir hiermit zu starten. Denn Link findet ihr hier oder am Ende dieses Beitrags.

Doch jetzt widmen wir uns erst einmal den Murales in der Kalsa.

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Street Art: Tribunali o Kalsa

Was kann man mit drei 28 Meter hohen und 15 Meter breiten, fensterlosen Fassaden dreier Blocks mit Sozialwohnungen anstellen?

In der Via dello Spasimo verwandelte man diese im Rahmen eines Projektes, welches von der Fondazione Federico II gesponsert wurde, in eine Leinwand. Das gemeinsame Thema: Gastfreundschaft und Integration.

 

“St. Rosalia”- Lucio Bolognesi – Basik

Dieses Wandbild in der Via dello Spasimo stammt von Lucio Bolognesi. Künstlername Basik.

Das Werk zeigt mehrere Gegenstände, die mit St. Rosalia, sowie weiteren Schutzpatroninnen Palermos, in Verbindung stehen sollen. Außer dem Signore schafft es zumindest ein Schutzpatron auf dieses Wandbild. Es handelt sich um den Genius von Palermo, einen antiken Schutzpatron, der wahrscheinlich aus der vorrömischen Zeit stammt.

In Basiks Wandbildern vermischen sich oft Bilder des Mittelalters, der Renaissance sowie aus der modernen und zeitgenössischen Kunst. Ende der neunziger Jahre galt er als einer der einflussreichsten Street Art Künstler Italiens.

Da man im Netz widersprüchliche Angaben zu den dargestellten Gegenständen findet, haben wir jemanden gefragt, der sich damit auskennt und zwar Basik selbst.

Wir bekamen superschnell eine Antwort:
„Santa Rosalia wird tatsächlich durch den Schädel dargestellt, die Krone steht für den Genius von Palermo. Die anderen Symbole beziehen sich auf die anderen Patronatsheiligen.

Christina, Agatha, Nymphe und Olive. – Die Inschrift auf dem vergoldeten Gefäß steht auch in Verbindung mit einer Statue des Genius, auf der sich eine Inschrift befindet, von der der Satz auf dem Gemälde ein Teil ist.“

Sehr sympathisch! Vor allem, dass er sich zwar noch daran erinnern konnte, dass sich die dargestellte Zange, auf die heilige Agathe bezog. Die anderen Gegenstände wusste er nicht mehr so genau.

Sehr cool, einfach mal zuzugeben, dass man etwas nicht oder nicht mehr weiß. Andere hätten jetzt irgendeinen Blödsinn erzählt. Basik ist schließlich Künstler und kein Geschichtsprofessor.

 

Palermo Street Art, Graffiti, Murale

Doch die Neugier hat mich gepackt, und ich musste, wollte mal recherchieren. – Was wären wir ohne Internet? Eines wurde schnell klar. Heiliggesprochen zu werden bedeutet Schmerzen erleiden zu müssen. Kein so toller Job.

Santa Agatha

lebte ca. von 230 bis 251 n.Chr.. Sie starb qualvoll an Folterungen. Mittels der dargestellten Zangen wurden ihr die Brüste amputiert. Danach wurde sie verbrannt.

Santa Cristina

lebte um 304 n.Chr.. Aufgrund ihres christlichen Glaubens, wurde sie von ihrem eigenen Vater, nicht nur in einem Turm eingesperrt, sondern unzähligen Folterungen ausgesetzt. Der Legende nach überlebte sie ein brennendes Rad, sowie den Versuch sie zu ertränken. Doch die zwei dargestellten Pfeile, Ihr Heiligenattribut, überlebte sie dann doch nicht mehr.

 

„Sie kommen jeden Tag und verunstalten unsere Städte.

Sie hinterlassen überall ihre idiotischen Schriftzüge.

Sie machen aus der Welt einen hässlichen Ort.

Wir nennen sie Werbeagenturen und Stadtplaner.“

Banksy

 

Santa Ninfa

wurde laut einer Schrift aus dem 12. Jahrhundert zur Zeit Konstantins in Palermo geboren. Sie war die Tochter des Präfekten Aureliano. Dass Ninfa nach der Predigt des Bischofs Mamiliano von Palermo, zum Christentum konvertierte, mochte ihr Vater gar nicht.

Ihr könnt es euch sicherlich denken, auch sie wurde auf Befehl ihres Vaters eingesperrt und gefoltert. Es folgte das wundersame Eingreifen eines Engels. Er befreite Ninfa und brachte sie zuerst nach Rom und dann zur Insel Giglio. Doch für Heilige gibt es kein Happy End.  Kurz darauf verhungerte sie auf einer Einsiedelei.

Ihr Kopf wurde in die Kathedrale von Palermo gebracht und unter einen Altar gestellt. Ihr Heiligenattribut ist der dargestellte Schädel.

Sant’Oliva

wurde 448 n.Chr. in Palermo geboren. Angeblich reiste sie nach Tunis. Dort unterzog sie der Sultan Amira ebenfalls Folterungen und setzte sie in der Wüste aus. Nachdem sie Sonne und wilde Tiere überlebte, folgten weitere Folterungen. Zuletzt wurde Olivia enthauptet. Ihr Heiligenattribut ist der dargestellte Olivenzweig.

Ihr seht, Heilige haben keinen Traumjob. Auch in Palermo nicht. Dafür bekommt man aber eine Heiligenfigur am Quattro Canti. Bisher fand ich Basiks Wandbild nur cool. Ab jetzt wird es mich sicher ein wenig schaudern, wenn ich in Zukunft daran vorbei gehe.

Sorry, wenn es zu ausführlich war. – Doch war das Thema nicht Gastfreundschaft und Integration?

Palermo Street Art, Graffiti, Murale

“Bakhita”- Rosk & Loste

Dieses Werk stammt von Maurizio Giulio Rosk und Gebbia & Mirko Loste, genannt Rosk & Loste.  Alle sind Künstler, aus dem sizilianischen Ort Caltanissetta. Sie verbindet die Straßenkunst und ihr gemeinsames Studium an der Akademie der Schönen Künste in Palermo. Inzwischen genießen sie internationale Anerkennung. Sie schafften es beispielsweise bis ins Rolling Stone Magazin.

Ihr Werk Bakhita ist eine großformatige fotorealistische Arbeit. Als erstes dürften einem die glänzenden Augen der dargestellten junge Frau auffallen. Die Frau mit außereuropäischen Zügen verkörpert das Thema Integration perfekt.  Hinter dem Kopf des Mädchens ist ein Heiligenschein platziert. Sozusagen ein urbaner Heilige.

 

Palermo Street Art in der Kalsa

„Federico II“ – Camilla ‘Falsini

Camilla Falsini schuf das dritte Werk aus dieser Serie. Sie ist in Rom geboren. Dort lebt und arbeitet sie heute als Malerin und Illustratorin.

Das Wandbild zeigt ein Kind mit seinem Schaukeldrachen, namens Drago. Laut Künstlerin symbolisiert dieser ‘Nico’ (sizilianische Bedeutung „klein“). Sowie die Offenheit der Kalsa für Religionen, Kulturen, Wissenschaften und Künste.

Jeder Mensch sei ein NICO, man braucht ihn sich nur zu wünschen und willkommen zu heißen. Die Idee ist daher eine Hommage an diese historische Figur, als Symbol für Willkommen, Inklusion und Neugier.

Street Art verbindet oder spaltet wie jegliche Kunst.  Ich persönlich kann diesem Werk wenig abgewinnen. Auch die Künstlerin scheint nicht so ganz überzeugt zu sein. Auf Ihrer Website findet man eine große Anzahl an Wandbildern aus diversen Jahren. Dieses Werk ist nicht dabei.

Vielleicht hatte sie auch nur einen schlechten Tag. – Wie ich darauf komme? Das Werk trägt eine Art Signatur: „Fa Cagare“, was soviel wie „es nervt“ oder „es ist zum Kotzen“ bedeutet. Ganz so schlimm finde ich es nicht. Doch wie gesagt, Kunst verbindet oder spaltet. – Wie findet ihr es?

Street Art Palermo
TV Boy, Palermo Street Art, Graffiti, Murale

“E tempo di andare avanti“  – TvBoy

Der sizilianische Street Art Künstler Salvatore Benintende, Künstlername TvBoy, huldigt mit diesen Worten, den ehemaligen Mafia Richter Giovanni Falcone. Diese bedeuten so viel wie “Es ist Zeit weiterzugehen!”

Das Werk entstand am Jahrestag des Bombenattentats. Der Terroranschlag der sizilianischen Mafia, welcher am 23. Mai 1992 auf der Autobahn A29 in der Nähe der Ausfahrt Capaci auf Sizilien stattfand, machte Falcone zum Märtyrer seiner Sache.

Es gelingt der Street Art Szene immer wieder die Richter mit der Spraydose „wiederzubeleben“. Das Werk in der Via Lungarini befindet sich in direkter Nähe zur Piazza Marina.

Unweit davon entfernt, an der Piazza Cattolica hat ebenfalls TV Boy den Richter Paolo Borsellino verewigt. Ebenso wie Falcone wurde auch der Richter Borsellino 1992 von der Mafia ermordet. Die Mafia hat keine Freunde mehr in der Kalsa? Warum wohl, wurden dem Richter die Augen ausgekratzt? 

Wandbild des ermordeten italienischen Richter und Mafia Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Gespräch da

“Falcone e Borsellino”- Rosk & Loste

Auch dieses Wandgemälde stammt von den Palermitaner Künstlern Rosk & Loste. Ein Blick auf deren Instagram Accounts lohnt sich.

Es stellt ebenfalls die ermordeten italienischen Richter und Mafia Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, hier im Gespräch dar. Das Wandbild wurde einem Foto nachempfunden, welches am 27. März 1992 in Palermo von dem italienischen Fotografen Tony Gentile aufgenommen wurde. Somit nur wenige Monate vor dem Bombenattentat.

Palermo Street Art, Graffiti, Murale

 „Sant’ Erasmo“ – Igor Scalisi Palminteri

Igor Scalisi Palminteri hat am Rande der Kalsa, direkt gegenüber des kleinen Hafens, Porticciolo di Sant’Erasmo, wieder einen Heiligen gemalt.  – Nach San Benedetto il Moro und  Santa Rosalia, beide im Ballarò, entstand hier nun ein Bild des Schutzpatrons der Fischer.

Doch es fehlen sowohl die heiligen Gewänder, als auch der Pastorale (Hirtenstock). Stattdessen Ruder und ein orangefarbener Rettungsring (Symbol für die Rettung von Migranten auf See).

Das Wandbild widmete der Künstler „all den Menschen, die an der Rettung von Migranten auf See beteiligt waren“.

Zitat Igor Scalisi Palminteri: “Der Menschenfischer empfängt und schützt diejenigen, die auf dem Seeweg in Palermo ankommen“

In diesem Zusammenhang erfuhren wir etwas zu Igor Scalisi Palminteri Vergangenheit, als Franziskanermönch. Sicherlich erschließen sich hieraus seine oft christlichen Motive, sowie sein starkes soziales Engagement.

„Als sie mich baten, ein Wandgemälde in Sant’Erasmo zu machen, dachte ich sofort an die Worte von Jesus Christus: “Ich werde euch zu Menschenfischern machen”.“

Momentaufnahme

 

Einerseits sind Wandbilder vergänglich, andererseits sind Palermos Street Art Künstler ausgesprochen rege. Deshalb betrachten wir diesen Beitrag als Moment- oder Bestandsaufnahme.  Helft uns, indem ihr uns auf alte oder neue Werke aufmerksam macht. So erhalten wir zumindest das ein oder andere Werk. Danke!

Du möchtest mehr? – Es bleibt noch einiges zu entdecken.

Mehrwert – Links

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