Wir starten mit der Sonne, heut ist „nur“ eine kurze Tour geplant. Doch wir haben auf den letzten Touren gelernt, auch kurze Touren können in der Bretagne lang werden. – Eines ist uns bereits heute gewiss, wir kommen wieder. Die Bretagne braucht Zeit, viel Zeit. Wer mag, kann auf dem GR® 34, dem sogenannten Zöllnerpfad zu Fuß einmal rund um die Bretagne wandern. Auf einer Strecke von über 2000 km, vom Mont-Saint-Michel bis zur Brücke von Saint-Nazaire, schlängelt er sich entlang der Küste der Bretagne.

Wir starten heute, am Camping Gwel Kaër in Richtung Pointe des Espagnols. Doch wir kommen nicht einmal 500 Meter. Bereits auf dem Damm vor Le Fret halten wir das erste mal, um Schiffswracks zu fotografieren. Dieses Thema scheint uns am heutigen Tage zu verfolgen.

Am Sandstrand von Taladerc’h stoßen wir auf die nächsten Wracks, deren Spanten wie die Rippen eines Dinosaurierskeletts wirken.

Überall sieht man die vor sich hin modernden Schiffskadaver. Die einst stolzen Schiffe und Boote haben einfach ausgedient. Doch die Sonne gibt der Melancholie keine Chance.

Weiter geht es über die D355, immer parallel zum Wasser. Unterwegs treffen wir „Tim und Sruppi“ oder sollt ich sagen TINTIN. Tim ist etwas in die Jahre gekommen und Struppi wurde durch einen Jack Russel, Struppi 5 ersetzt. – Beide sind in Ihrem T1, Baujahr 54 unterwegs. Ich sag nur LUFTGEKÜHLT. – Doch was ist schon wieder mit Hector los? – Kaum hat ihm die Seeluft die letzte, flüchtige Liebe aus der Nase geweht, schnüffelt er schon am nächsten T1 Auspuffrohr. – So ist er unser Hector, in jedem Hafen…

Wir zerren Hector los und schon sind wir auf einer kleinen Seitenstraße, der D355A, doch diese endet genau gegenüber der Île des Morts im Wasser. Am Ende eines abfallenden Kais steht eine einzige Laterne. Mit Blick auf die Insel der Toten, wirkt eine Straße, die im Meer versinkt, schon etwas düster. Dennoch denke ich den perfekten Stellplatz für die kommende Nacht gefunden zu haben. Doch Torgit weigert sich. Warum nur?

„Unter der Laterne, an dem großen Meer

ja da steht ein Hector

Und steht er noch davor

So wollen wir uns da wiedersehen

Bei der Laterne wollen wir stehen…“

Auf diese Zeilen folgt Lili Marlene, Torgit sieht mich verdutzt an. Ich bin mir nicht sicher, worüber sie mehr erstaunt ist, über meine nicht vorhandene Gesangskunst oder dass ich textsicher bin!?

Sicher, die Dietrich würde sich im Grabe rum drehen, doch mir hat diese Interpretation gefallen.

Weiter geht es zur Landspitze gegenüber von Brest, dem Pointe des Espagnols. Dieser verdankt seinen Namen einer spanischen Garnison. Die Spanier erbauten 1594 hier ein Fort. Aber auch deutsche Bunker sind hier zu finden. Doch wir sind vom Blick enttäuscht. Aber vor allem ist er trügerisch. Vor allem, wen man nach Südwesten auf eine Halbinsel schaut (ca. 1.800 m). Ob einer der gefährlichsten Orte der Welt oder bedrohlichsten Orte. Darüber kann man streiten, doch man sollte lieber Frieden bewahren. Denn an diesem Ort werden die Atom-U-Boote der französischen Marine mit den Nuklearsprengköpfen für die see-gestützten Interkontinentalraketen beladen, bevor sie wieder in den Atlantik und Pazifik aufbrechen. “Paradiese” können so trügerisch sein.

Wir fahren schnell weiter, vorbei an Fort Robert. Wieder halten wir und gehen ein wenig an der Küste entlang und stoßen wieder auf einen alten Bunker. Wer auf das Dach der Bunkeranlage klettert hat einen wahnsinnigen Ausblick.

Doch wir wollen noch nach Camaret-sur-Mer. Auch dieser Hafen ist spannend: Eine alte Kapelle, davor wieder Schiffswracks und daneben ein Yachthafen mit modernen Motor- und Segelbooten. Gegensätze ziehen sich an.

Unsern Platz für die Nacht finden wir heute auf dem Camping Plage De Goulien, direkt an einem kilometerlangen Sandstrand. Doch dazu kommen wir erst Morgen.

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