“Glücklich, wer das, was er liebt, auch wagt, mit Mut zu beschützen.” – Ovid

Moin zusammen,

nachdem nun Torgit zwei Tage lang den Blog gekapert hat, habe ich das Ruder wieder in die Hand genommen. Die Meuterei ist niedergeschlagen.

Um jedoch bei der Wahrheit zu bleiben, ich hatte in den zwei Tagen wenig Bock zu schreiben. Das Wetter war einfach zu schön. Und dennoch hatte ich nicht unbedingt das Gefühl glücklich zu sein. Das Leben in einem so kleinen Bus bedeutet einerseits, reduce to the max. Sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, bedeutet sich Freiräume zu schaffen. Und andererseits, merken wir jeden Tag, dass uns wiederum Freiräume fehlen.

Dadurch, dass sich die Lehne unserer Rückbank nicht mehr in die aufrechte Position stellen lässt, kommen wir nur schwer an die Fächer in unserem Küchenschrank.

Ständig sind wir gefühlt am umräumen. Immer wieder geht etwas verloren. Nun ist es wieder mal einmal meine Brille. Ich hoffe sie ist noch irgendwo hier im Bulli, doch sicher bin ich mir nicht. Wer mich kennt, weiß, dass ich eher der chaotische Typ bin. Doch zu Hause habe ich mir in meinem Chaos Strukturen geschaffen. Diese fehlen mir in meinem neuen zu Hause. Manchmal reagiere ich darauf äußerst gereizt. Torgit muss dann darunter leiden.

Es sind oft Kleinigkeiten, doch in der Summe, fällt es manchmal schwer darüber zu lachen. Zum Beispiel unsere Markisenstange. Diese fällt gefühlt 100 mal am Tag aus ihrer Halterung. Torgit tut dies mit einem Lächeln ab, wovor ich sehr viel Respekt habe. – Doch ich würde am liebsten mit der Stange losziehen und irgend jemand damit schlagen. Doch das käme sicherlich nicht so gut.

Natürlich ist das Klagen auf hohem Niveau. – Doch zwischendurch wägen wir für uns ab, ob wir mit dem Bulli die richtige Entscheidung getroffen haben. Ganz viele Themen, die für uns hier und heute nervend sind, erledigen sich mit dem Konzept der SpaceCamper. Doch auch dieser wird ein kleines, kleines, halt ein Tiny Haus werden.

Fast alle Personen die wir kennen lernen, zumindest die die länger unterwegs sind, haben auf größere Vans oder LKW umgesattelt. Das fängt an bei Fiat Ducato, Mercedes Sprinter, Iveco bis hin zu alten DAF Militär- und Feuerwehrfahrzeugen.

Viele dieser alten Fahrzeuge sind cool ausgebaut. Doch sicherlich möchten wir kein Fahrzeug, dass beim Zündvorgang schon die ersten 30 l Sprit in die Luft geblasen hat.

Doch nun erst mal zum heutigen Morgen. Nachdem unser Gartenzwerg Nachbar Torgit und mich ganz wuschig gemacht hat, stellen wir heute Morgen fest, dass keine GNR im Anmarsch ist. – Vielleicht schlafen die Jungs ja auch nur aus. Dafür sind wir früh aufgestanden, denn wir haben unruhig geschlafen. Ob dies an der Meldung unseres Nachbarn lag oder doch einfach nur daran, dass die Brandung an diesem Strand doch deutlich lauter ist, als man sich das vorstellt, wissen wir nicht. Wir haben erst einmal umgeräumt, so dass wir für den Fall aller Fälle, zügig den Platz wechseln können. (Anm. von Torgit: oder schlafen wir immer schlecht vor Vollmond?)

Nach dem Kaffee habe ich erst einmal einen kleinen Strandspaziergang gemacht. Obwohl das Wasser sehr kalt ist, macht es einfach unheimlich Freude, mit den nackten Füßen durchs Wasser zu laufen. Danach muss ich selbige, erst einmal aufwärmen. Zeit diese Zeilen zu schreiben.

Bei unserem Früh- bzw. Spätstück stehen wieder Vitamine im Vordergrund: Obst, Joghurt, Nüsse und Müsli. – Später gibt es ein Kohl-Curry Suppe. Da es heute ein wenig kälter ist als gestern, tut diese merklich gut. Doch ich muss sagen, lecker, muss es nicht wieder geben. Ansonsten lassen wir den Tag relaxed angehen.

Am Nachmittag verbringen wir viel Zeit in der Hängematte. Sonnen und lesen, eine gute Kombi.

Immer wieder höre ich, dass es doch sehr mutig gewesen wäre, eine gut dotierte Position als Verkaufsleiter eines renommierten Fertighauskonzernes, gegen ein Leben auf der Straße einzutauschen. Manchmal habe ich das Gefühl, da werden direkt Parallelen gezogen. So nach dem Motto, von der Straße bis unter die Brücke…

Hierzu ein kleiner Rückblick. – Heute vor einem Jahr waren Torgit und ich auf dem Weg nach München. Hinter uns lagen wieder einmal Wochen voller Stress und vor uns ein Jahresabschlussmeeting. Auf diesem Meeting ist auch das Bild von Torgit und mir entstanden. Natürlich ist man stolz auf das, was man im Laufe des Jahres geschaffen hat. Doch Vertrieb ist immer Echtzeit. Der Erfolg des Jahres ist in dem Moment Geschichte, in dem man seine Urkunde oder den Pokal in den Händen hält.

Am nächsten Tag gab es einen Tag Auszeit auf dem Winter-Tollwood auf der Theresienwiese. An diesem Tag ist das MUT Foto entstanden. Von da an beginnt das Ganze von vorn. Aus heutiger Sicht empfinde ich es als mutiger Tag für Tag, Jahr für Jahr sich immer wieder von Neuem zu motivieren um seine Zahlen zu bringen. Ich bin froh, dass mir diese Tätigkeit immer viel Freude bereitet hat. So fiel die Motivation leichter.

Doch mit derselben Freude bin ich heute unterwegs. Morgen gilt es Torgit dazu zu motivieren weiter zu ziehen. So langsam werde ich wieder ruhelos. – Für meine ehemaligen Verkäufer freue ich mich, dass sie auf ein erfolgreiches Jahr zurück blicken können. – Lasst es krachen “Jungs” – Ab sofort werde ich auf das “meine Jungs” verzichten.

Erkenntnis des Tages: Eine Liebesaffäre mit der Ungewissheit kann auch MUT bedeuten.

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