In der Nacht und bis in den Morgen hinein regnet es. – Doch das Wetter kann unsere Stimmung nicht trüben. Wir freuen uns sehr, wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Wir bunkern noch Wasser, dabei lernen wir LillybennivanLife, ein junges Paar aus dem Landkreis Weilheim-Schongau kennen. Diese sind mit einem in die Jahre gekommenen Westfalia, Sven Hedin, unterwegs. Der Bus, mit dem Namen Traudl, hat schon eine gewisse Patina. – Wir finden es cool, wenn so ein junges Paar, mit einem fast schon historischen Bulli auf Tour ist. Obwohl die beiden bereits seit August unterwegs sind, haben sie noch nicht genug. – Doch jetzt gilt es erst einmal ein paar Wochen in Deutschland zu arbeiten und dann soll es weiter gehen. – Es ist schon spannend wir relaxed junge Menschen an so etwas heran gehen und wie kompliziert man später im Alter wird. Ist es nur Besitzstandswahrung ? Wo bleibt die Risikobereitschaft, die wir alle in jungen Jahren hatten?

Dabei braucht es doch gar nicht so viel zum Glücklich sein. – Wir fahren heute nur ein paar Meter weiter. Schon fünfzehn Minuten später stehen wir an der Praia do Burgau. – Geschützt zwischen steilen Klippen liegt dieser Fischerort. Während der westliche Strandabschnitt den Badenden vorbehalten ist, wurden die Fischer ans östlichen Ende des Strandes “vertrieben”. – Doch heute sind weder Fischer, noch Touristen zu sehen. – Auf dem Parkplatz, der direkt oberhalb des Strandes liegt, parkt ein einziger alter Mercedes 407D. – Dieser kommt uns direkt bekannt vor. Und ja, es ist Patrik, den wir an Tag No. 70 auf den Klippen kennen gelernt haben. – Wir unterhalten uns ein wenig. Patrik ist auf der Suche nach einem Baugrundstück. Wie vielen geistert auch ihm das Thema Öko-Village durch den Kopf. – Nicht nur selbst einen nachhaltigen Lebensstil im Einklang mit der Natur zu finden, sondern Touristen eine solche Möglichkeit zu bieten, hört sich spannend an. – Ob die Sache zu Ende gedacht ist, mag ich nicht einzuschätzen. Doch die Idee scheint zumindest auf fruchtbaren Boden zu fallen. Denn die Nachfrage an nachhaltigem Leben steigt, somit dürfte ebenso die Nachfrage an entsprechendem Urlaub in den nächsten Jahren steigen.

Street Art gibt es auch im Fischerdorf, nur anders.

Eigentlich wollten wir ja heute ein wenig über die Klippen wandern. – Doch ihr wisst wie das mit dem Wort eigentlich ist, oder? – Also uns ist diese Aktion, nicht eigentlich, sondern richtig ins Wasser gefallen. – Es regnet den ganzen Nachmittag. – Gut für die Natur und entspannt für uns. Denn wir haben den perfekten Ausblick auf den menschenleeren Strand, das Kliff, das Meer und die Brandung. – So können wir die Zeit nutzen und uns ein wenig mit unserer Ausrüstung beschäftigen. Zum Beispiel mit unserer Außendusche. Irgendwie, irgendwo leckt diese. Nur das irgendwo lässt sich nicht genau lokalisieren. – Das müssen wir demnächst etwas genauer untersuchen. Da wir ja am kommenden Dienstag für vier Tage nach Hause fliegen, haben wir ausnahmsweise die Gelegenheit Pakete zu empfangen. – Ich hab dann heute mal bestellt:

Einen wasserdichten Sack von Ortlieb. – Denn, wenn die Dusche schon leckt, dann bitte in den Sack, statt auf unser Kuhfell. – Von Torgit kommt ein Hinweis zur Verständigung: Die Dusche liegt während des Transports, hinter dem Beifahrersitz und somit auf unserem Kuhfell. Wenn wir stehen, ist diese ständig draußen, sonst wäre es ja keine Outdoor Dusche.

Wir haben uns auch eine so genannte Solartasche bestellt, sowie einen Zauberstab mit Akku. – Falls beides rechtzeitig kommt, werden wir ausgiebig testen und darüber berichten. Dann wurden noch ein paar neue Flippi Floppis für Torgit bestellt. – Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Flip Flops für uns das maßgebliche Schuhwerk werden.

Kennt ihr das, ihr schaut mal ganz kurz online nach ein paar Artikeln? – Und dann weiß man nicht, warum die Zeit wie im Flug vergangen ist?

– Kaum bin ich fertig, müssen wir uns auch schon um den heutigen Einkauf für unser Abendessen kümmern, und einen Platz für die Nacht suchen. Denn es soll Salat geben, und der soll entsprechend frisch sein.

Wir haben heute den Tipp bekommen, dass man eigentlich ganz gut zwischen dem Yachthafen und Meer, in Lagos stehen könnte. Doch da war schon wieder unser eigentlich. – Der Yachthafen an sich ist spannend, denn von hier starten viele Weltumsegler, Atlantiküberquerer und Karibikfahrer. Deren Hauptroute führt zuerst auf die Kanarischen Inseln und dann weiter ins karibische Meer nach Mittelamerika.

Auch heute ist es im Hafen entsprechend quirlig. Doch als wir an der Stelle ankommen, wo man hätte campen können, steht dort ein Joghurtbecher* neben dem anderen. Ein paar Surfer mit ihren Bullis sind im Aufbruch. – Nicht nur völlig uncool, sondern uns einfach auch zu eng. – Da hätten wir ja auch auf dem Campingplatz bleiben können. Darüber hinaus ist auch der Bahnhof von Lagos in unmittelbarer Nähe. Er steht direkt neben seinem, in die Jahre gekommenen Vorgänger. Dieser hat seinen Charme nicht verloren. – Ob Nachtzüge gefahren wären, wissen wir nicht. – Wir wollten es auch nicht testen und suchen uns eine Alternative.

Hierbei hilft uns einmal wieder park4night. Angeblich gibt es 15 Minuten von hier einen Platz im Grünen. Wir machen uns zügig auf den Weg, damit uns nicht die Dunkelheit überrascht.

*Hier noch ein kleiner Hinweis zum Thema Joghurtbecher. – Sicherlich gibt es auch hier diese und jene, wie überall. – Doch es scheint mit dem Modell auch oft eine Form des Campens einher zu gehen. – Den Stellplatz nach der Satellitenschüssel auszurichten, werden wir wohl nie verstehen.

Schon die Anfahrt ist spannend. Von weitem sehen wir eine extravagante Bauhaus Villa an einem Hang. Wir fahren durch das kleine Dorf Luz. Der Weg führt uns, durch verwinkelte Sträßchen,  zuerst an die Praia da Luz. – Dann geht es plötzlich steil den Berg herauf. Der Weg wird immer schmaler, und unsere Reifen drehen des häufigeren, auf dem nassen, glatten Kopfsteinpflaster durch. Der Weg führt vorbei an einigen, recht ausgefallenen Einfamilienhäusern. – Ganz am Ende der Straße stehen wir vor der Einfahrt der Bauhaus Villa, die wir von unten gesehen haben. Und unser Stellplatz? – Dieser steht praktisch im Vorgarten. In direkter Nachbarschaft liegt eine Heidelandschaft, die langsam zum Meer abfällt. Wir folgen vorsichtig einem Sandweg. Jetzt bloß nicht festfahren. Wir fahren über ein wenig Heidekraut und stellen uns hinter einen Busch. So stehen wir am Ende zwischen zwei äußerst exklusiven Anwesen und dem Meer. 

Die benachbarten Villen sind so spektakulär, dass ich einfach mal google. Und ich werde auch fündig. Die Villa zu unserer Linken ist von Mario Martins Atelier – http://www.mariomartins.com/ – Die Fenstersysteme erinnern mich stark an Minimal Windows oder Soreg Glide. Minimalismus und Gigantismus in einem, geil! – Es gibt Menschen, die haben Geschmack und Geld oder zumindest einen Architekten mit Geschmack. – Doch ich bin froh, dass wir “nur” ein Tiny House mit Rädern haben. – 

Wenn das nicht standesgemäß ist, weiß ich es nicht. Hector ist zufrieden, Torgit auch und wenn Torgit zufrieden ist, bin ich es auch.

So lassen wir den Tag mit Bier und Cola ausklingen. Statt der Bahn hören wir hier nur das Meer und das Zirpen der Grillen.

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