Nachdem wir gestern die Alhambra verlassen haben, suchen wir ein wenig Ruhe. In den letzten Tagen haben wir viele Eindrücke gesammelt, Ronda, Setinil, Olvera, Caminito del Rey, Lobos Park, Antequera und zuletzt nun die Alhambra in Granada. Perfekt wäre jetzt ein Platz um unsere Sinne ein wenig zu beruhigen. Immer wieder haben wir auf unserer Tour von heißen Quellen gehört. Rund um Granada, sollen mehr als siebzig heiße Quellen aus der Erde sprudeln. Das hört sich genau nach den richtigen Fleckchen an, um ein wenig zu verweilen. – Die bekannteste und wohl auch wärmste Quelle soll in der Nähe von Santa Fe, somit ca. 40 Autominuten von der Alhambra entfernt sein. Schnell finden wir in Santa Fe zwei Plätze über Park4Night, denn wir wollen wieder frei stehen. So machen wir uns auf den Weg nach Santa Fe. Die Stadt Santa Fe, heiliger Glaube, entstand aus einem Heerlager, welches die katholischen Könige hier errichteten, als sie Ende des 14. Jahrhunderts die maurische Stadt Granada belagerten. – Viel spannender finde ich jedoch, dass das beschauliche Santa Fe, als Wiege des modernen Spaniens gilt, wurde hier der Vertrag gezeichnet, welcher Christoph Columbus das Recht auf seinen Seeweg nach “Indien” sandte und ihn zum Vizekönig und Generalgouverneur über alle von ihm entdeckten Gebiete machte. – Was daraus geworden ist, wissen wir ja. – Völlig verfahren, oder? – Doch die Stadt scheint wirklich ziemlich weltoffen zu sein. – Ich sag nur 15 Städtepartnerschaften, darunter natürlich Santa Fe in Argentinien, Kuba, New Mexico, Kolumbien und Venezuela.

Als wir in Santa Fe ankommen, geht es erst einmal durch ein kleines Industriegebiet. Die Straße wir schmaler und wie es meistens ist, der Weg verwandelt sich irgendwann in einen ausgewaschenen und mit Furchen durchzogenen Pfad. – Da es jedoch nicht geregnet hat, ist das lediglich eine kleine Herausforderung. Auf dem ersten Platz stehen mehrere Camper, wir beschließen weiter zu fahren. Hinter der nächsten Biegung sehen wir noch mehr Camper auf einer Bergkuppe. Die scheinen sich ganz schön Mühe gegeben zu haben, dort hin zu kommen. Wir fahren lieber doch ein wenig weiter. – Kurz drauf finden wir einen Olivenhain. Das angrenzende Gelände ist terrassenförmig angelegt. So finden wir einen ruhigen Platz, wir stehen ganz für uns allein und on Top mit Aussicht. – Als wir am Abend noch die Karte bemühen, um den genauen Platz der Quelle zu lokalisieren, müssen wir schmunzeln. Es ist genau der Platz hinter der Biegung, an dem etliche Camper geparkt haben. – Somit ist klar, das wird nicht ganz so beschaulich wie gedacht.

Wir beginnen ein wenig zu recherchieren. – Da ist von Hippie Community zu lesen, von Techno Musik, von spannenden Spaniern. Oder heißt das spannernden Spaniern? – Doch eben auch von Wasser in Badewannen Temperatur. Circa vierzig Grad warm soll es sein. Das hört sich doch schon mal sehr gut an. Die Rede ist auch von Kalzium, Magnesium und zuletzt Schwefel. Den Quellen wird eine heilende Wirkung, vor allem bei Akne, Ekzemen oder Entzündungen des Muskelapparates zugeschrieben. – Waren das doch Zeiten, als sowas noch mit Clerasil behandelt wurde. Ich sehe mich schon zwischen lauter verpickelten Hippies, die mich wahlweise mit Jefferson Airplane, Mamas and Papas oder mit Technohead, I wanna be a Hippy zu dröhnen. – Wir sind gespannt.

Am meisten verunsichert mich das Thema Schwefel. Riecht es nun nach faulen Eiern? – Mein Freund Michael könnte euch nun von unserer Taucherfahrung mit eine Schwefelschicht, in einer Cenote, im mexikanischen Yucatán berichten. – Dort hatte man das Gefühl den Schwefel sogar durch die Haut zu atmen. – Das kann ja heiter werden.

In einem Blog heißt es, wer zur Quelle möchte braucht Nerven oder Allrad. – Guter Tipp, wir haben Nerven, denn an Allrad mangelt es uns ja bekanntlich. – Also wird der Platz frei von weißer Ware sein?

Als wir aufwachen ist es noch kühl, doch es scheint die Sonne. Somit richten wir uns darauf ein, dass es an der Quelle sicherlich voll wird. – Wir machen uns auf den Weg. Schnell stellt sich heraus, dass die Anfahrt auf den Hügel zwar eine kleine Herausforderung darstellt, doch es ist nur eine kleine. Selbst weiße Wahre hat hier herauf gefunden. Doch die Mischung ist trotzdem bunt. – Mehrere Bullis, ein paar bunte Vans, ein Defender aus dem Raum Siegburg. Aber auch zwei weiße Camper. – Diese Jungs müssen richtig Nerven gehabt haben. Doch vor allem wird der Hügel von einigen Dauercampern, samt diverser Hunderassen in Beschlag genommen. Alles in allem gemütlich.

Man muss nichts zum Rauchen mitgebracht haben, die Cannabis Wolke zieht sich auch so durch die Luft. Die Wasserquelle selbst ist eingezäunt. Doch sie sprudelt fleißig und läuft durch Rohre in mehrere Becken. Diese sind am Rand lehmig und somit ein wenig schlammig. Doch der Boden selbst besteht aus Kies. Da das stark nachfließende Wasser für einen regen Austausch sorgt, empfinde ich das Becken auch als angenehm. Vor allem ist das Wasser wirklich warm, was uns nach der kühlen Nacht guttut. Der Schwefelgehalt kann nicht allzu stark sein, der Geruch ist kaum wahr zu nehmen. Auch Spanner kann ich nicht wirklich erkennen. Wie gesagt eine bunte Mischung, ein paar möchtegern Hippies, ein paar Spanier auf Wochenendausflug, sowie ein paar Dauercamper. Wer mag, geht nackt in den Quelltopf. Auch von viel Müll war die Rede. Ich war schon auf eine Sammelaktion eingerichtet. Doch es gab nichts aufzusammeln. Alles in allem sehr entspannt. Oder liegt es am Cannabis, welches ich hier automatisch mit konsumiere?

Das Schrägste ist der Besitzer eines der weißen Camper. Sein Fahrzeug steht direkt neben dem Quelltopf. Campingtisch und Stühle, doch vor allem eine ganze Werkstatt für Modellautos, Drohnen und Flugzeuge. Mit selbigen bespaßt er seine zwei großen Hunde. Diese jagen alternativ Drohne oder Modelauto hinterher. Auch eine Möglichkeit damit sich die Vierbeiner austoben.

Und was war mit lauter Technomucke? – Heute dröhnte statt dessen Parov Stelar, mit Booty Swing und Catgroove über den Hügel. Somit richtig Gute-Laune-Mucke. – Electroswing, genau mein Ding. Ich mag diese Musik und vor allem den Tanzstil. – Zumindest zuzuschauen. Ansonsten müsste ich meine kranken Glieder in dieser Quelle schonen.

Doch nach einiger Zeit brechen wir wieder auf. Wir wollen zurück zu unseren Platz im Olivenhain. Zurück zur Ruhe. Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel. So packen auch wir Stühle und Tisch aus. Genießen eine Brotzeit und entspannen in der Sonne. Schnell sind die Bücher aufgeklappt. Wir genießen die Ruhe und beschließen auch Morgen hier zu verweilen.

Nach Sonnenuntergang kühlt es rasch ab. Heute Nacht soll die Temperatur auf 1 Grad absinken. – Deshalb kochen wir erst einmal Suppe. Linsensuppe. Lecker!

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