Der heutige Morgen beginnt deutlich wärmer als gestern. In der Nacht, waren es 10°, somit direkt auch 10° wärmer als gestern. Dabei waren wir nur circa 50 km entfernt. Seit wir zum WAGENVOLK gehören, trinken wir lieber Coffee on Wheels. Doch nur im Stehen, Sitzen oder Liegen. Aber immer entspannt. Dies ist unser Start in den Tag.

Heute habe ich einen Plan. – Heute mache ich mal nichts. – Ich genieße meine frische Bettwäsche. Den Blick aus einem sauberen Fenster und Band Nummer sechs von Inspektor du. Liegt vor mir.

 Am Ende des Abends werde ich feststellen, dass ich kaum zum Lesen gekommen bin. Doch das ist eine andere Geschichte. Und diese wird Euch Torgit erzählen…

Kennt ihr das: Ihr wacht auf mit dem Gefühl: Heute habe ich den ganzen Tag frei, zur freien Verfügung, ich kann tun und lassen was ich möchte. Mit diesem Gefühl bin ich heute aufgewacht. Wir bleiben heute hier auf dem CP Rosaleda in Conil, ich muss keine Route überlegen und habe auch sonst heute keine Pflichten oder möchte nichts anschauen. Einfach nur meditieren, Yoga, lesen, in der Sonne chillen und vielleicht eine kleine Lektion spanisch lernen. Einfach mal Komfortzone. 

Ok, Marc nölt schon ein wenig, wann es denn Kaffee gäbe. Er geht duschen, ich koche Kaffee. Ich habe meinen Kaffee schon fast ausgetrunken, als er wieder kommt. Wenn man bedenkt, dass hier auf dem CP das heiße Wasser an den Duschen auf 7 Minuten begrenzt ist, schon eine Leistung. Ihr fragt Euch, was er so lange gemacht hat? Ich mich nicht mehr, denn ich kenne meinen Mann ja schon etwas länger. Mein Mann ist eine Quatschbacke. Von wegen Frauen würden tratschen. Das ist bei uns andersherum. Das geht auch so, wenn wir auf einem Campingplatz ankommen. Auto parken, prüfen ob es gerade ist und ggf auf Keile fahren. Und dann wurde mein Mann nicht mehr gesehen. Während ich das Auto aufbaue, was ca. eine halbe Stunde dauert, ist Marc einfach weg. Stellt sich erst mal den Nachbarn vor. ALLEN Nachbarn.  Sozial und kommunikativ nennt man das wohl. 

Zurück zu meinem Gefühl der grenzenlosen Freiheit heute Morgen.  Jetzt ist es gerade 17 Uhr und ich hatte noch keine freie Sekunde. Was ist passiert? Das kann ich gar nicht so genau sagen. Als ich aus der Dusche komme, baut Marc unser Aussenequipment auf, also Teppich, Sessel, Stühle, Tisch und Hängematte. Bei ihm steht Susanne. Sie haben sich gestern Abend beim Spülen kennengelernt. Aha, dann war das Susannes Mann, der gestern Abend bei uns ans Auto quatschen kam. Wir verabreden uns, dass sie uns später den Platz zeigt.

Ich gehe erst mal zur Rezeption, denn aus der Dusche kommend habe ich eine Dame mit schönem Kurzhaarschnitt gefragt, wo man denn hier so einen Haarschnitt bekommen kann. Die nette Dame an der Rezeption ordert uns eine Friseurin. Die ganzen jungen Bloggerinnen um mich rum haben einen großen Vorteil: Sie haben alle lange Haare. Haareschneiden ist für sie also kein Thema. Meine kurzen Haare wollen alle 3 Wochen geschnitten werden, was sich angesichts der Sprachbarriere und meiner Angst vor einem schlechten Ergebnis aufgrund der strahlenden Inkompetenz der Friseuse in Bilbao nicht wundert.

Ich hüpfe schnell zum Supermarkt , ergattere das letzte Pan und dann wird erst einmal gefrühstückt. Ich kaue noch den letzten Bissen, da steht schon die Friseurin vor unserem Bulli. Und schwups, haben Marc und ich wieder kurze Haare. Eine andere Dame, die zufällig vorbeikommt, wird auch noch geschnitten. Und schon steht Susanne wieder da und holt mich zum Rundgang ab. Unser CP hat wirklich ein grosses Angebot, von Sauna über Fitnessraum, bis hin zum Yogakurs. Alles vorhanden. – Nur wann soll ich das nutzen?

Übermorgen gibt es im Restaurant Paella gratis für alle, und der Bücherschrank ist auch mal einen Blick wert. Kaum bin ich wieder an unserem Bulli hat Marc Hunger und wir kochen. Und schwupps ist es 17 Uhr. Und ich hab endlich mal Gelegenheit die Sonne zu genießen. Obwohl wir nur 50km weiter stehen, sind die Temperaturen hier viel angenehmer, wir haben hier nachts über 11 Grad. Und es ist windstill, was wir auf unserer Tour noch nicht oft erlebt haben. Die vielen Fahnen hier auf dem CP können so ihre Wirkung gar nicht richtig entfalten. Dadurch sind die 18 Grad und Sonne schnell gefühlte 25 kurze Hose Grad. 

Letztes Jahr war der CP hier über Weihnachten voll mit Briten, jetzt sind nur eine Handvoll von ihnen hier und viele Parzellen sind frei. Der Brexit lässt grüssen. 

Bemerkenswert finde ich immer wieder die Eigenarten jedes Landes. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in den Neunzigern in Washington versuchte die Telefonkarte in das öffentlich Telefon zu stecken. Dort musste man damals schon eine Nummer eintippen, statt die Karte in das Ding zu schieben. 

Anmerkung Marc: Als ich die Othala Rune auf dem Hals der Friseurin erkenne, hätte ich vorsichtig werden sollen. Sicherlich hätte ich ahnen müssen, dass hierbei nur ein “Deutsche Jungen Haarschnitt, koppelbreit über den Ohren” raus kommt!? – Auf jeden Fall wird es diesmal länger dauern, bis ich wieder gestutzt werden muss.

Hier in Spanien gibt es feste Einlasszeiten für das öffentliche Hallenbad. Jeweils für 45 Minuten. Einlass ist eine Viertelstunde vorher. Es gibt zu den grau unterlegten Zeiten eine Bahn für Schwimmer und zu den weißen Zeiten 2 Bahnen für Schwimmer, eine Langsame und eine Schnelle. Der Rest des Beckens ist für Kurse, Schwimmnudelplanscher und Training der Rettungsschwimmer reserviert. Da die Siesta hier in Andalusien ja quasi heilig ist, hat auch das Hallenbad von 13 -16 geschlossen. Badekappe ist natürlich Pflicht, das kennen wir ja schon aus dem Freibad in Mailand.


“Macht kaputt, was euch kaputt macht” – Als kleiner Junge im Sandkasten war ich schon von seinen Songs infiltriert.  – Am 20. August 1996 verstarb Rio “mein König” Reiser. – Morgen wäre er 70 Jahre alt geworden. – Ob er an den Folgen einer Leberzirrhose verstorben oder doch am AIDS Virus, wie die von ihm verhasste Springer-Presse behauptete, bleibt offen. – Rio hätte dies sicherlich mit „alles Lüge„ betitelt. 

Als ich 1991 an den Rand von Berlin zog, hat mir mein Freund Uwe den Berliner Mariannenplatz gezeigt. Selbst ein kleiner Revoluzzer, gehörte zu seiner Führung natürlich auch das “Rauchhaus,” welches nach dem Berliner Anarchisten und Stadtguerillero Georg von Rauch, benannt wurde, der im Dezember 1971 auf der Flucht erschossen wurde.

Rio lebte und lebt an diesem Ort weiter fort. – Hat er doch 1971 in der TU Berlin zur Besetzung des ehemaligen Schwesternheimes aufgerufen. Noch heute wird das Projekt Georg von Rauch-Haus, als Jugend- und Kulturzentrum Kreuzberg e.V. weiter geführt, auch eine Art von Besetzung oder? – Das Projekt arbeitet zumindest ohne staatliche Unterstützung. 

“Radios laufen, Platten laufen, Filme laufen, TVs laufen, Reisen kaufen, Autos kaufen, Häuser kaufen, Möbel kaufen – Wofür?”

Der Berliner Häuserkamp ist ruhiger geworden, doch wenn es knallt, werden die Songs von Ton Steine Scherben, dessen Sänger Rio war, immer noch lauthals skandiert. –  „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ „Rauch Song“  & Co werden immer fester Bestandteil dieser Szene sein. 

Doch Rio der I, Sissi die II hatte auch seine zarte Seite. – Junimond – Für immer und Dich – bleibt unvergessen. Was spielt es da für eine Rolle, für wen er diese komponiert hat?

“Ich lach für dich, wein für dich

Ich regne und ich schein für dich

Versetz die ganze Welt für dich

Für dich und immer für dich

Für immer und dich”

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