Nein, – “Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist.

Nur deshalb. Das ist alles, alles!

Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick.”

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

26. Dezember – Zweiter Weihnachtsfeiertag, doch nicht in Portugal. – Hier sind nur der 24. und 25. die  eigentliche Feiertage. – So passen wir uns den regionalen Sitten an. Zeit etwas Neues zu entdecken. Deshalb haben wir uns heute endlich von unserem Strand getrennt. Endlich? Nein, wir müssen eingestehen, dass es uns schwer viel. Praia de Loulé Velho ist uns in dieser Zeit, einfach mehr und mehr ans Herz gewachsen. Als unser Wecker um sieben Uhr geht, erleben wir zum Abschied noch einen wunderschönen Sonnenaufgang.

Ein letztes Mal springe ich in die Fluten, zumindest an diesem Strand. – Als ich den Schaum unter der Außendusche abspüle, versiegt diese. Es kommen nur noch die letzten Tropfen.  Doch auch das Wasser im Kanister ist alle. Wir haben noch zwei Gallonen, so müssen wir nicht auf unseren Kaffee verzichten. Es wird Zeit aufzubrechen. – Doch Torgit und ich stehen noch ein wenig auf der Klippe und nehmen Abschied, vom Strand, dem Meer und dem Rauschen der Brandung. – Die Hängematte ist eingepackt. – Hector ist startklar gemacht. – Danach nehmen wir beide uns, auf der Klippe noch einen Moment in den Arm. – Es braucht keiner großen Worte. Dieser Strand wird uns fehlen. Ein letztes Mal rollen wir durch den Pinienwald und über die Sanddüne. – Sharky, der gestern noch am Strand stand, wippt nun wieder fröhlich oberhalb unseres Cockpits. 

Der Vormittag ist durch Einkaufen, die Suche nach einem Gasflaschen Service und einen Boxenstop im Waschsalon geprägt. – Danach machen wir uns auf in Richtung spanische Grenze.

Wir folgen nun der N125 und durchfahren mehrere kleine Ortschaften. – Diese Route ist sehr entspannt zu fahren. Dies liegt vor allem an den häufigen Kreisverkehren. Bei Tavira überqueren wir den Gilão. Der Fluss liegt unter uns, glänzend in der Sonne. Wie auch in den letzten Tagen, säumt der ein oder andere Golfplatz die Straße. Doch an sich ist die N125, zumindest in diesem Bereich, unspektakulär. Doch sicherlich auch entspannter und schöner als die parallele Autobahn. Doch was weiß das Navi über Schönheit? – Immer wieder versucht es uns auf die Autobahn zu lenken. Doch Hector währt sich beharrlich. – Angeblich gibt es in Vila Real de Santo Antonio eine Fähre. So fahren wir einfach weiter, bis wir am Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien stehen.

Und ja, es gibt auch eine Fähre. Doch leider nur eine Personenfähre. Da wir jedoch vor allem einen Blick auf den Guadiana werfen wollten, sind wir hier genau richtig. So parken wir Hector, kurz vor der Mündung dieses gewaltigen Stromes. Dieser hat von seinen Quellen, Ojos del Guadiana bei Ciudad Real, in der gleichnamigen spanischen Provinz, Region Kastilien-La Mancha fast 745 Kilometer bis hier hin zurückgelegt. Ein gemächlicher Strom, welcher bereits durch Kastilien-La Mancha und die Extremadura in den portugiesischen Alentejo bis hier an die Algarve geflossen ist. Sicherlich Grund genug ihm ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen.

Ob dies auch der Grund ist, dass einige Camper hier auf einem Stellplatz direkt am Wasser stehen? – Wir wissen es nicht, doch es gibt sicher schlechtere Stellplätze. Wir finden auch ein kleines Restaurant, das Tasquinha da Muralha. Auf einer kleinen Terrasse sitzen wir gemütlich auf einer Bank, und essen frischen Fisch. – Nach unserem Geschmack, etwas zu durch gebraten. Dazu gibt es Kartoffeln, viel Knoblauch, Brot und Salat. – Torgit bestellt ein kleinen Wein, ich ein Bier. Der Service ist prompt, doch nicht gerade höflich. Als wir danach die Rechnung bekommen, sind wir uns zu mindestens sicher, den Touristenpreis zu bezahlen. – 37,50 € hört sich nicht viel an, doch bisher waren wir von Portugal andere Preise gewöhnt. Doch wir sind satt und es hat geschmeckt. Was will man mehr? Also keine Beschwerde, aber auch keine Auszeichnung.

Entsprechend gestärkt fahren wir nun auf die Bahn, sprich die Autobahn, die A49, bzw. E-1. – Bis zu unserem heutigen Ziel, Camping Villsom, in Dos Hermanas, etwas südlich von Sevilla, sind es noch rund 160 km. Das Navi zeigt eine Fahrzeit von rund 1 Stunde 40 an. Wenn alles klappt, sind wir kurz vor 18:00 Uhr auf dem Campingplatz. – Trotz Rushhour kommen wir gut durch und stehen wie geplant kurz vor 18:00 Uhr vor dem Tor des Campingplatzes.

Doch leider ist dieser geschlossen. Der Fehler liegt ganz bei mir. Hab ich doch in unsere Camping App, als Datum “vom 22. Dezember, bis 31. Dezember” gesucht. – Am 22. wäre der Platz auch offen gewesen, doch vom 24. Dezember bis 10. Januar, ist der Platz geschlossen. – Blöd, aber ist so. – Doch wir finden auf park4night einen Stellplatz, welcher angeblich geöffnet hat.

So geht es wieder zurück auf die Autobahn. Der Verkehr ist dichter geworden. Wir sind etwas skeptisch, denn es ist meist nicht gut, so spät auf einem Platz anzukommen.

Zumal dieser Stellplatz laut park4night angeblich schwer zu finden ist. Doch es geht viel besser als gedacht. Das Tor zum Platz befindet sich hinter einer Häuserreihe, welche den Platz von einer breiten Hauptstraße abgrenzt. Dahinter versteckt sich ein kleiner Yachthafen. Und siehe da, wir stehen mitten im Yachthafen auf einem Kai. Was will man mehr? Das nenne ich Glück im Unglück.

Fazit des Tages: Am Ende ist mal wieder alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

PS: Apropos Ende. – Dies ist das Ende, zumindest das vorläufige Ende unserer Tour durch Portugal. – Denn wir sind ja nun wieder in Spanien. – Also bitte Morgen nicht wundern, wenn die Kategorie wieder als “auf Kurs in Spanien” gekennzeichnet ist.

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