Wir verlassen bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel das Geiercamp und die Provinz Navarra. Noch ein kurzes Briefing, was uns heute erwartet, und dann geht’s auch schon los. Die Wildpferde haben uns leider über Nacht verlassen. Dafür haben Kühe ihren Platz eingenommen.  Unser heutiges Ziel ist die Region Aragonien.

Aragonien

Aragonien, auch Aragón oder Aragó genannt. Hierbei handelt es sich um eine autonome Gemeinschaft und entspricht dem früheren Königreich Aragonien, das nach dem Fluss Aragón benannt ist.

Morgendliches Briefing im Geiercamp in den Pyrenäen
Terranger Doppelkabine DC-34 im Geiercamp in den Pyrenäen

Valle de Hecho

Auf unserer heutigen Etappe gelangen wir ins Valle de Hecho, welches in Teilen zum Naturpark Western Valles gehört.

Die tief eingeschnittenen Täler wurden durch Gletscher geformt. Immer wieder sehen wir Bäche, kleinere Flüsse und Seen mit kristallklarem Wasser. Und wir fahren heute die ersten Tunnel, nämlich den Tunel de Cotefablo mit 680m Länge und den Tunel de Gavin.

Transpirenaica: Terranger Coast2Coast Tour | Mit VW T6.1 SpaceCamper über die Pyrenäen Tag 4

Die Landschaft ist sehr grün und durch Laubwälder geprägt. Überall liegen schon die runden Strohballen. Während der gestrige Tag durch viele Menschen geprägt war, ist diese Region fast schon als einsam zu bezeichnen.

planBwagen im Kornfeld

Doch die Bewohner des Tals sind ganz anderer Art. Das Valle de Hecho ist bekannt für seine Gänsegeier, die in den Morgen und Abendstunden an den Steilwänden schweben. Unsere Erwartung wird nicht enttäuscht. Bald schon sehen wir die majestätischen Vögel über uns kreisen. Schon ein wenig komisch. Vor allem, wenn man sich deren Größe bewusst macht. Ein ausgewachsener Gänsegeier wird bis 110cm groß und hat eine Spannweite von bis zu 2,7 Metern.

Valle de Hecho in den Pyrenäen
Fahrzeuge der Terranger Transpirenaica Tour 2021

Estacion International de Canfranc

In dieser abgeschiedenen Gegend auf fast 1200m Höhe erwartet man sicher alles, aber keinen großen internationalen Bahnhof. Doch genau auf diesen treffen wir. Hierbei handelt es sich um den wundersamen Estacion International de Canfranc.

Bahnhof Canfranc

Das beeindruckendes Gebäude wirkt wie aus der Zeit gerisssen. Ein reich verzierter 3stöckiger Palast mit  356 Fenstern und 156 TürenAus der Ferne könnte man es für eine alte Fabrik oder ein Kraftwerk halten. Stein, Glas und Marmor bilden eine Mischung aus Jugendstil und Klassiszismus. Der 250 m lange Bahnsteig sucht seinesgleichen in Europa.

Der Bahnhof in Canfranc wurde von Alfonso XII. gebaut und 1928 eingeweiht. Dieser sollte Frankreich (Paris) mit Spanien (Madrid) verbinden. Und somit den Handel zwischen Spanien und Westeuropa erleichtern. 

Der Bau dieser Bahntrasse war eine gigantische Leistung. Der Tunnel- und Brückenbau dauerte 7 Jahre. 

Die Herausforderung bestand in den unterschiedlichen Spurbreiten. Frankreich hat Normalspur mit 1435mm und in Spanien ist Breitspur mit 1668mm Standard. Der Zug konnte somit nicht einfach durchfahren. Alle Fahrgäste mussten in einen Zug mit der anderen Spurbreite umsteigen und alle Güter mussten umgeladen werden. Konsequenz: Riesige Abfertigungsanlagen.

Dieser Bahnhof soll bei Bau der zweitgrößte und höchstgelegene Bahnhof Europas gewesen sein, nach Leipzig, wirklich ganze 250m lang. Das Ganze als Inselbahnhof zwischen den beiden Gleisen. Auf der einen Seite Normalspur, auf der anderen Seite Schmalspur. Alle Reisende steigen aus, erledigen ihre Grenzformalitäten im Bahnhofsgebäude und steigen auf der anderen Seite wieder in einen Zug ein.

Wegweiser am Estacion International de Canfranc
 Estacion International de Canfranc

Angeblich handelt es sich hier um den Drehort für Doktor Schiwago.

Doch der Bahnhof hat seinen Zweck nie ganz erfüllt. Der Zug war auf der kurvenreichen und steilen Strecke einfach zu langsam. Und der Zugverkehr wurde immer wieder mal eingestellt. So z.B. 1936-40 wegen des spanischen Bürgerkrieges.

Während des Zweiten Weltkrieges galt diese Route als Hauptumschlagsort für Nazigold an Portugal und Spanien, im Tausch für kriegsrelevante Rohstoffe wie Wolfram.

Als 1970 auf der franz. Seite die Brücke von l’Estanguet einstürzte, wurde diese nie wieder aufgebaut. Gleichzeitig wurde der internationale Verkehr ganz eingestellt.

Die gigantische Fehlplanung wird umso bewusster, wenn einem klar wird, dass der Ort nur 540 Einwohner hat. Der Bahnhof war jedoch geplant für tausende Reisende, Tag für Tag. Seit 2018 erfolgt eine Restaurierung und Umgestaltung. Geplant sind Luxushotel und ein Zentrum für Pilger.

Mittlerweile fahren hier pro Tag 6 bis 8 Regionalzüge. That’s it. 

Die Terranger  DC-34 Doppelkabine auf dem Campingplatz

Heute übernachten wir auf dem kleinen naturbelassenen Campingplatz Viu Ordesa. Also erst mal ab unter die Dusche.

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