Als ich heute morgen aufwache, blinzelt schon ein bisschen die Morgendämmerung durch mein Dachzelt. Da wir heute hier am Playa de Valdevaqueros bleiben wollen, schaue ich nicht auf die Uhr. – Egal. – Schnell zu Marc runter, er ist noch ein wenig knurrig, und angekuschelt. Unauffällig schiebe ich das Rollo hoch und geniesse den Blick auf den menschenleeren Strand. Und prompt kommt auch schon von Marc der Nölruf ‚Kaffee, Kaffee’. – Der Arme verdurstet natürlich mal wieder.

Flux drücke ich ihm die Kaffeemühle in die Hand und schon habe ich Ruhe. Ich mache unsere Schiebetüre auf und schieße eine Foto für Instagram. Auf den 2. Blick sieht das Foto nicht mehr ganz so gut aus, denn man sieht einen Zaun und eine Stromtrasse. Und während ich noch denke‚ jeder sieht, was er sehen möchte’, habe ich das Foto schon mit genau dem Titel veröffentlicht. Nebenbei habe ich Kaffee gemacht, Frau ist ja multitasking fähig und bin schon wieder glücklich. – Was gibt es Schöneres als Kaffee am Strand? – Stimmt, 2 Kaffee am Strand 😉

Auf der Wiese vor uns flattert eine Schar kleiner Vögelchen umher und Marc stimmt die Zauberflöte an. Wie liebe ich diese Oper. Wir haben sie das letzte mal mit meinen Eltern und Freunden in Bonn gesehen. Marc & ich waren begeistert.

 

“Der Vogelfänger bin ich ja,

Stets lustig, heisa, hopsassa!

Ich Vogelfänger bin bekannt

Bei alt und jung im ganzen Land.”

 

(Anmerkung der Chefredakteurs: Torgit wundert sich gar nicht, dass ich hier textsicher bin. – Ist auch kein Wunder, hat schon mein Papa unter der Dusche gesungen.)

Es ist sagenhaft, wie oft wir auf unserer Tour singen. Ist es wirklich so, dass glückliche Menschen mehr singen?

Nebenbei schnippel ich schon mal das Obst fürs Frühstück, heute gibt es auch mal Erdbeeren und Marc hat eine mutierte Banane gejagd. Es lebe die Abwechslung. Schnell stellen wir fest, dass die angebliche Banane keine sein kann, weil sie nicht schmeckt. Danke google, dass wir jetzt wissen, dass es sich um eine Kochbanane handelt. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich die verwurste, davon in den nächsten Tagen mehr.

Ich schnappe mir meine Yogamatte und suche mir am Strand ein schönes Plätzchen. Diese Kraft des Meeres, des Windes und die wärmende Kraft der Sonne sind wunderschön. Ich genieße die Energie dieses Kraftorts. Und finde es schade, dass Marc nicht da ist. Also hat er heute wieder kein Foto für mich, bzw. ich kein Foto wie ich Yoga mache. Erst später am Strand sehe ich, dass ich auf einem alten Bunker stand, der vorne ein tolles Gorilla Grafitti hat.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich seit dem 11. Januar auf Zucker und Alkohol verzichte? Ich finde es schwierig auf unserer Tour gesund zu leben, dh Sport zu treiben und gesund zu essen bzw. trinken. Ich finde entweder nicht die richtigen Joggingstrecken, es ist draussen zu kalt für Yoga  oder ich bin von anderen Dingen abgelenkt, wie z.B. quatschende Nachbarn auf Campingplätzen oder wir sind unterwegs. – Genug der Ausreden. Marc geht ja oft im Meer oder in den Bergseen baden, mir ist das zu kalt. Ich bin bekennende Warmduscherin. 

Als ich Marc begeistert von meinem Yoga erzähle, hat er sich prompt die Yogamatte geschnappt und ist bereits auf dem Weg zum Bunker am Strand. Sicherlich eher SitUps, Plank und Liegestütze, statt Meditation. – Doch so oder so, kommt auch er mit einem glücklichen Gesichtsausdruck zurück zu Hector.

Mittags flitze ich schnell zur Panaderia um die Ecke und jage uns ein kleines Brot. Unsere Brotzeit ist gerade beendet, da kommt Pascal vom Klettern zurück. Er sieht glücklich aus. Er wird schnell noch mit einem kleinen Brot abgefrühstückt, und dann gehen Marc und ich noch eine Runde an den Strand. Dort gibt es sogar Strand zum Mitnehmen – Take away. Marc lacht, als ich mal wieder am Strand Fotos mache. Er versteht einfach nicht, dass jede Welle und jede Muschel einzigartig schön sind. Ich dachte ja eigentlich wir gehen mal ne Runde, als Marc schon sein Handtuch aus der Hosentasche zieht und mich erwartungsvoll ansieht. Ich dürfte das Handtuch auch zuerst benutzen. Bevor ich viel sagen kann, ist er ausgezogen und in den Wellen verschwunden.

Nachmittags sitzen wir chillig in unserem Van, als wir eine Stimme hören: Are you Henry? – Marc und ich schauen uns an. Dann guckt das passende Gesicht zur Stimme um die Ecke und fragt noch einmal. Und erklärt dann, dass er sein Handy verloren hat und der Finder seine Tochter angerufen hat und ihr erklärt hat, dass er an diesem Beach in einem Voikswagen steht. Wir konnten ihm leider nur den Weg zum nächsten Stellplatz an diesem Beach zeigen, wo noch mehr Camper stehen.

Der Abend gehört der Streckenplanung. Entsetzt stelle ich fest, dass Marc schon die Strecke nach Hause plant. Ok, es sind auch nur noch 10 Wochen, dann müssen wir wieder nach Hause.

Tarifa ist Wendepunkt, denn die Halbzeit haben wir ja bereits hinter uns gelassen. – Doch wir sehen das entspannt, denn wir fahren ja nicht zurück nach Zuhause, denn dieses ist ja hier. – Köln ist nur noch ein Aufenthaltsort auf unserer Reise. Dort gilt es “nur” noch eine Wohnung aufzulösen. Der letzte Stepp in Richtung WAGENVOLK.

Erkenntnis des Tages: Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort…

“…Hab’ mich niemals deswegen beklagt

Hab’ es selbst so gewählt

Nie die Jahre gezählt

Nie nach Gestern und Morgen gefragt

Manchmal träume ich schwer

Und dann denk’ ich es wär’

Zeit zu bleiben und nun

Was ganz And’res zu tun

So vergeht Jahr um Jahr

Und es ist mir längst klar

Dass nichts bleibt

Dass nichts bleibt, wie es war

Dass man mich kaum vermisst

Schon nach Tagen vergisst

Wenn ich längst wieder anderswo bin

Stört und kümmert mich nicht

Vielleicht bleibt mein Gesicht

Doch dem Ein’ oder Ander’n im Sinn

Fragt mich einer, warum

Ich so bin, bleib ich stumm

Denn die Antwort darauf fällt mir schwer

Denn was neu ist wird alt

Und was gestern noch galt

Stimmt schon heut’ oder morgen nicht mehr”

hannes wader

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