Kennt ihr solche Tage, im Nachgang hat man einfach das Gefühl alles richtig gemacht zu haben? – Heute scheint ein solcher Tag zu sein. – Gestern Abend haben wir uns ja später noch einen Parkplatz hinter einer Düne gesucht. Und als heute Morgen die Sonne weckt, stehen schon die ersten Autos um uns herum. Schnell einen Kaffee und dann machen wir uns auf, den Strand zu erkunden.

Und was soll ich sagen, was für ein Strand. – Außer zwei einsamen Anglern ist niemand zu sehen. Ein ganz anderes Bild, als gestern in Conil. – Ein langer breiter Sandstrand und außer uns, den Wellen, der Sonne und dem Meer nichts, gar nichts, absolut nichts, einfach genial. – Torgit macht erst mal einen ausgiebigen Spaziergang, ich gehe eine Runde joggen. – Als wir uns auf dem Strand treffen, fallen wir uns in die Arme. “Wer in meine Arme kommt, den habe ich lieb” – Das ganze fühlt sich verdammt gut an.

Ich beschließe erst mal eine Runde baden zu gehen. Inzwischen füllt sich der Strand. Das Wasser ist frisch. Doch im Vergleich zum Bergsee wunderbar warm. – Alles eine Sache der Verhältnisse. Als wir zurück zum Parkplatz kommen, trifft ein Auto nach dem anderen ein. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt gestartet und zurück gekommen. Während ich unter die Außendusche gehe, kommen immer mehr Autos, Reiter, Motor-Gleitschirmflieger, Trucks und so weiter angefahren, geritten oder geflogen.

Auch die Guardia Civil schaut einmal vorbei. Doch wir ernten nur entgeisterte Blicke. Denn während ich hier in Badehose stehen, haben die meisten Menschen dicke Pullover, Jacken und Mäntel an. Dabei ist es in der Sonne herrlich warm. (Anm. von Torgit: Die einheimischen Frauen haben Stiefel, dicke Winterjacken, Mütze und Handschuhe an, währen wir hier in FlipFlops, Hoodie & Weste gehen, Marc oft noch in kurzen Hosen.

So machen wir uns erst einmal ein Müsli. Und unser heutiges Müsli ist einfach genial. Unsere neue Nussmischung ist gar göttlich. Wir lassen es ruhig angehen, dennoch wird es Zeit den Standort zu wechseln. Hier scheint sich langsam halb Cádiz zu versammeln. (Anm. von Torgit: Wer weiß wie die Spanier parken, weiß wie schwer es ist da als Bulli wieder raus zu kommen. Einer parkte mit seiner Motorhaube unter unserem Fahrradträger)

In Cadiz suchen wir uns über park4night einen Platz, von dem wir glauben, dass Hector hier gut und sicher ein paar Stunden stehen kann. Diesen finden wir am Rand der Stadt, in einem Industriegebiet. Angeblich unterhält die Guardia Civil in der Nähe eine Wache. So satteln wir die Fahrräder ab, stellen das SUP rein, fahren die Verdunkelung runter, schärfen die Alarmanlage und setzen das Lenkradschloss ein. Als dann wirklich noch eine Motorradstreife der Guardia Civil vorbei fährt, haben wir ein gutes Gefühl.

So begeben wir uns auf den Weg in Richtung Stadt. Spitze, prompt finden wir auch noch einen Radweg, der an die Küste führt, denn wir wollen am Wasser entlang fahren. Doch dieser bringt uns nur vermeintlich ans Ziel. Nach etwa 10 Minuten Fahrt, müssen wir einsehen, dass wir hier nicht weiter kommen. Der Radweg würde uns auf die Brücke Jose Leon und somit aus der Stadt heraus führen. Also kehrt marsch. Der Fehler ist schnell korrigiert.

Wir halten uns nun nordöstlich und finden wie gewünscht einen Weg in Richtung Hafen. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Blick auf die “Puente de la Constitución de 1812” – Irgendwie finde ich Puente hört sich viel mehr nach Urlaub an, als Brücke oder? – Der Blick auf diese Schrägseilbrücke hätte schon allein diesen kleinen Umweg gelohnt. Doch die Kombination mit den Industriekränen der anschließenden Docks rundet das Bild ab.

So fahren wir noch durch einen kleinen Park, am Bahnhof vorbei und halten in der Nähe der Touristen Information, um unsere Fahrräder anzuschließen. Danach tauchen wir ein, in das Gewusel der kleinen Gassen. Cadiz nimmt uns sofort ganz von sich ein. Obwohl ein Großteil der Geschäfte geschlossen ist, herrscht einerseits reges Treiben in den Gassen. Andererseits biegt man um die nächste Ecke und findet eine menschenleere Gasse.

Wir lassen uns einfach ein wenig treiben. So entdecken wir den Marktplatz. Dieser ist mit seinen Bars und Fressbuden ein Magnet für ein lebensfrohes Publikum. Doch uns zieht es weiter durch die Gassen. Immer wieder lohnt es sich den Blick zu heben oder in Eingänge zu schauen. Die Häuser stehen eng bei einander. Plötzlich stehen wir am westlichen Ufer. Mein Blick bleibt auf einer alten Litfaßsäule hängen. Ist es die Säule oder ist es das Anlitz von Charlize Theron was mich gefangen hält? Egal, ich finde es schade, dass diese, die Säule, bei uns nur noch selten zu sehen ist. Zurück im Gewimmel der Gassen, treten wir plötzlich auf einen großen Platz hinaus und stehen vor der Kathedrale von Cadiz. Diese wirkt ausgesprochen imposant. Doch sechs Euro Eintritt pro Person empfinden wir, als nicht angemessen für eine Kirche. Ich finde es auch schade, wenn man im Dom Eintritt nehmen würde. Doch Abends lesen wir, dass das Geld für die Renovierung genutzt wird. – Das ist etwas anderes, also Morgen. (Anm. von Torgit: Also eigentlich hatte ich gelesen, dass das Geld dringend für die Renovierung benötigt wird. Das ist nicht ganz dasselbe)

Die Kathedrale beherrscht den Platz so sehr, dass uns ein weiteres, ebenso schönes Gebäude, fast untergegangen wäre. Die Iglesia de Santiago Apóstol. Dies wäre schade gewesen. – So langsam wird es in den Gassen kühl, wir beschließen unsere Fahrräder zu holen und den Heimweg anzutreten. Hierzu fahren wir zuerst vom Ost- zum Westufer. So können wir den Rückweg im Schein der Nachmittagssonne antreten.

Auf der Uferpromenade herrscht ein buntes Treiben. Am Stadtstrand mit seinen Surfern lohnt es sich einen Moment inne zu halten, was wir auch tun. Gottseidank gibt es im weiteren Verlauf einen Fahrradweg. Diese erleichtert die Tour ungemein. War es schon Morgens am Strand voll, so ist es hier direkt an der Stadt noch voller.

Als wir wieder bei Hector ankommen, die Fahrräder aufgesattelt haben und startbereit sind, wird es Zeit unseren Stellplatz für die Nacht zu erreichen. Diesen finden wir bereits ein paar Kilometer weiter direkt am Strand. Zwar ist es hier ein wenig lauter, als am Vortag. Dafür stehen wir nun ebenfalls am Wasser und dies direkt vor den Toren der Stadt.

Erkenntnis des Tages: Menschen scheinen Herdentiere zu sein. Allein zu sein ist nicht einfach.

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