“…ein Leben lang für immer jung

Du musst dich an die schöne Zeit erinnern

Denn nichts ist für immer”

 

Auch der neue Tag, bringt Sonne und strahlend blauen Himmel. – Doch es ist bei weitem nicht so warm wie am Tag zuvor. Man könnte auch sagen heute Nacht war es schon ein wenig schattig. Dabei sind wir doch in Sevilla oder zumindest am Rande. Hatte Torgit nicht behauptet, dies sei nicht nur die schönste Stadt Spaniens, sondern auch die heißeste? – Mir sind das zu viel der Superlativen. – Doch interessant ist schon, dass es hier, zumindest angeblich, auch die längste Siesta gibt. Auf jeden Fall machen die Geschäfte vier bis fünf Stunden Mittagspause. Das übrigens auch im Winter. Daran könnte ich mich gewöhnen.  

Doch wir beschließen weiter zu ziehen. Also geht es mal wieder an’s packen. – Der Besitzer eines spanischen VW California Ocean verabschieden uns und gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg. – Die Jungs vom Ruderclub legen sich auch wieder mächtig ins Zeug.

Doch zuerst müssen, dürfen wir einkaufen. Wir ergattern eine riesige Ananas. Ich bin gespannt, wie sie schmeckt. Und schon geht es auf die Bahn, A-4 kommt mir bekannt vor. Dabei wollen wir doch gar nicht nach Aachen. 😉 Bei Dos Hermanas wechseln wir auf die Landstraße. (Anm. von Torgit:  Die Ananas hat 2,6kg. Leider vergesse ich immer wieder, dass hier sämtliches Obst und Gemüse nach Gewicht bezahlt wird, und nicht wie bei uns pro Stück. Sonst hätte ich eine kleinere gewählt)

Als grobe Richtung ist Cadiz geplant. Doch bevor wir in die nächste Stadt fahren, suchen wir erst einmal ländliches Idyll. – Gerade ruft Thiemo, ein Freund aus Köln an. – Neben der Frage, wo wir gerade stecken kommt, ein Klassiker. – “Wo feiert ihr Silvester?” – Mir kommt die Frage bekannt vor. – Vor Weihnachten wurden wir ebenfalls ständig gefragt, wo und wie wir denn feiern. – Komischerweise wussten wir dies erst am selbigen Tag. – Wir merken mehr und mehr, dass uns solche Termine weniger wichtig geworden sind. Wie sollen wir auch Silvester planen, wissen wir doch morgens meist nicht einmal, wo wir des Abends landen. – So wie heute. (Anm. von Torgit: Morgens? Wir wissen oft nachmittags noch nicht wo wir schlafen 😉  )

Die letzten Tage haben wir ja am Guadalquivir, dem fünftlängsten Fluss Spaniens verbracht. Dieser läuft an Sevilla vorbei und mündet bei Sanlúcar de Barrameda in den Golf von Cádiz. Also müssen wir uns nur parallel zum Fluß halten. Wie geplant wird es auch immer ländlicher.  – Links und rechts der Straße ziehen, scheinbar endlos Felder, Äcker, Bewässerungskanäle und das ein oder andere Windrad vorbei. – Plötzlich sehen wir über einem der Felder eine große Anzahl an Vögeln, welche kreisförmig, in immer größeren Bahnen nach oben fliegen. Das ganze wirkt wie eine Art Strudel. Ein spannender Anblick, doch leider haben wir keinerlei Ahnung, wieso oder weshalb dies geschieht. Sind es Kraniche oder Störche? Wir können es nicht genau erkennen. Nutzen die Vögel die Thermik? – Wir glaube es, doch wir sind uns dessen nicht sicher. 

Viel Gegend hier, ist sicherlich die beste Beschreibung. Wir fahren von der Straße ab, finden ein lauschiges Plätzchen an einem Kanal. Zeit für Frühstück, ist ja erst 14 Uhr. – Einmal fährt ein Bauer vorbei, sichtlich irritiert über den neuen Besuch. – Danach geht es weiter, sattes Grün wechselt sich ab mit trockenen Weiden. Besonders spannend find ich, dass man in einem Moment das Gefühl hat in einer flachen Gegend zu sein, um Minuten später durch eine Hügellandschaft zu fahren. –  Zwischendurch treffen wir auch auf ein Autowrack. – Dann ist es mal wieder ein Feld voll mit Photovoltaikanlagen. – Da können wir mit unserer Solartasche nicht mithalten.

Wir haben die entsprechende Playlist aufgelegt, Klassiker wechseln mit Pop. Plötzlich läuft “I can’t take my eyes off you“ – Gab es da nicht noch eine andere Variante? – So hören wir den selben Song von Frankie Valli, Gloria Gaynor, sowie Lauryn Hill. – Langsam können wir mit singen. – Angeblich gibt es auch eine Version der Pet Shop Boys. Diese hätte ich gern gehört. Doch leider finden wir selbige nicht. 

Kurz drauf folgt “Forever young”  von Alphaville. – Hier zu fällt mir sofort die deutsche Version von Bushido mit Karel Gott ein. Hatten wir das Thema Karel Gott nicht gerade erst. – Stimmt da war doch was . – Ich liebe dieses Duett, ist es doch Bestandteil meiner persönlichen Motivations Playlist. Vor allem das Video finde ich cool. Damit verbinde ich auch etwas persönliches. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde dieses Video genau auf einer Strecke aufgenommen, auf der ich früher mit meinem Pa Rennrad gefahren bin. Richtig, ich werde schon wieder sentimental. – Als ich euch das Video verlinken will, stoße ich direkt danach noch auf ein weiteres gutes Video meiner Motivations Playlist. – Wieder mit Bushido, doch nun als Terzett mit Sido und Peter Maffay, “Ich wollte nie erwachsen sein”. – Wer will das schon? Man mag ja über Bushido denken, was man möchte, doch diese Titel sind gut.

Inzwischen hat sich die Landschaft verändert. Zu unserer Linken ist Wasser zu sehen. Salzsalinen, ein wenig wie in unserem Bretagne Krimi. Inzwischen haben wir auch ein Ziel. – Eine Empfehlung, welche wir über park4night gefunden haben. Angeblich gibt es nicht weit von hier eine Möglichkeit direkt am Guadalquivir zu nächtigen. – Somit direkt an der Grenze des Nationalparks Coto de Doñana, einem flachen, periodisch überschwemmten Feuchtgebiet, den sogenannten marismas. Tausende Zugvögel überwintern hier. Ob wir auf unserer Seite des Flusses davon etwas mitbekommen? – Wir werden uns entsprechend vorsichtig “anschleichen” – Obwohl wir nicht im Nationalpark sind, wollen wir keine Vögel aufscheuchen. 

Park4night spricht jedoch eine andere Warnung aus, dass der Weg im Winter schlecht passierbar wäre. Doch inzwischen habe ich mir angewöhnt lieber die Lage vor Ort zu erkunden. – Plötzlich wechselt die Straße in einen Feldweg. Dieser schlängelt sich mitten durch die Salinen. Links und rechts ist nun Wasser. Der Weg wird immer schlammiger. Irgendwann steige ich lieber aus und wir gehen erst einmal zu Fuß weiter. – Eigentlich wäre Ende, doch der Platz am Ende der Saline empfängt uns, mit einen wunderbaren Ausblick auf den Guadalquivir. Ich riskiere es, was soll schon passieren, außer dass ein Salzbauer sich grinsend etwas dazu verdient. Am Ende stehen wir wirklich am Wasser. Der Blick auf den Stand der Tide zeigt, dass das Wasser in 2 Stunden seinen Höchststand erreichen wird. Wir hoffen dennoch keine nassen Füße zu bekommen. – In Steinwurfentfernung fahren nun Schiffe an uns vorbei. Der Sonnenuntergang belohnt uns, für das eingegangene Risiko.

Nur eine Kleinigkeit trübt das Idyll. Rundherum liegt wieder einmal Müll. Die Reifenspuren im Schlamm zeigen, dass wir hier nicht die ersten waren, die das Risiko eingegangen sind. Wir wissen nicht, ob der Müll vom Fluss stammt, ihn Anwohner oder Camper “verloren” haben. Letztendlich ist es auch egal, wer hierfür die Verantwortung trägt. Deshalb starte ich wieder mal eine Müll-Aktion. Innerhalb von nur 5 Minuten habe ich eine große Tüte Müll zusammengetragen. Danach ist der Platz für uns und die uns folgen, zumindest vorerst sauber. Wenn jeder nur ein zwei Papierschnipsel mit in seinen Abfallsack stecken würde, wären solche Plätze sicherlich picobello sauber. Ja, ich habe mir die Hände schmutzig gemacht. Doch diese sind schnell gewaschen. Dafür serviert Torgit ein eiskaltes Feierabendbier. Wir haben es uns verdient.

Abends gibt es eine schöne, heiße Linsensuppe. Genau das Richtige jetzt, denn mit der untergehenden Sonne, sinken auch die Temperaturen auf 7 Grad. Gerade als wir kochen, kommt ein Land Rover über den Weg angefahren. Jetzt weiß ich wenigstens, von wem die Reifenspuren sind. Später schlachtet Torgit unsere Ananas. – Wunderbar süß.

Wo vor gar nicht langer Zeit die Sonne versank, steht nun sichelförmig der zunehmende Mond, welcher sich im Wasser spiegelt. Der Himmel ist voller Sterne. Im Süden strahlen die Lichter von Sanlúcar de Barrameda. Es ist lauschig hier draußen. Einfach hyggelig würde der Norweger sagen.

Erkenntnis des Tages: Es bleibt dabei, ganz schön viel Gegend hier.

“Ein Leben lang für immer jung

Ich werde einfach immer alles geben

Für immer im Leben

Für immer, für immer, für immer jung”

 

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