“Wir haben gelernt, wie die Vögel zu fliegen, wie die Fische zu schwimmen;

doch wir haben die einfache Kunst verlernt, wie Brüder zu leben.”  – Martin Luther King

Nachdem sich gestern Abend bereits die Windstärke merklich erhöht hat, haben wir uns zur Sicherheit einmal den Wetterbericht angeschaut. – Für die Nacht werden Böen und deutliche Regenfälle angesagt.

Sicherlich eine gute Entscheidung, das Aufstelldach eingeklappt zu halten. Die Nacht ist sichtlich unruhig, immer wieder werden wir wach. Der Regen prasselt auf das Autodach, die Tonlage der See, hat sich nochmals verschärft, und Böen rappeln in regelmäßigen Schüben am Auto. Torgit, die sich ansonsten nachts ins Dachzelt verkrümelt, ist es nun zu warm. Obwohl wir heute Nacht keine Standheizung an haben, ist es genau meine Temperatur. – Jetzt noch ein pupsender Hund und es wäre fast perfekt. Als gegen Morgen der Wind ein wenig abflacht, falle ich doch noch in einen tiefen Schlaf.

Heute morgen werden wir nicht durch die Sonne geweckt. Dennoch sind wir früh wach. Ist es die Sorge um die GNR oder liegt es einfach daran, dass wir vorne keine Verdunkelung auf dem Auto haben. – Macht es Sinn, sofort startklar sein zu können?

Hat der fliegende Holländer recht? Heute wäre dies angeblich “der sicherste Platz weit und breit”. – Wir trauen der Lage nicht. Über Nacht sind noch zwei weitere Fahrzeuge angekommen. – Ein Bielefelder VW T4, mit eingebauten Kamin, sowie ein Landy. Der Land Rover dürfte aus der Serie II stammen. Aufgrund des Windes wurde das Dachzelt ebenfalls nicht ausgeklappt und stattdessen lieber einen Tunnelzelt aufgebaut. Respekt dafür, das Zelt mitten in der Nacht so akkurat aufzubauen.

Mein Morgenspaziergang ist kurz. An einem Bad im Meer ist heute nicht zu denken. Die See ist viel zu kabbelig. So gehe ich lieber wieder an Bord, zumal die nächste Schauer nieder geht. Das Auto ist von innen stark beschlagen. Erst das Klopfen der Schweizer neben an, warnt uns vor der Gefahr. – Die GNR ist nicht nur wieder da, sondern extrem nah. – Zum Glück haben wir unserem Instinkt vertraut. So ist das Auto sofort startklar. Die Herrn in ihrer schicken Uniform, sind bereits am Nachbarfahrzeug beschäftigt. Sie machen Fotos. Als ich rückwärts ausparke, hält uns niemand auf. Dabei hätten sie dies leicht tun können. Einer der Uniformierten lacht mich an, er scheint sich zu freuen. Einmal weniger Formalitäten.

Natürlich ist unsere Aktion zwiespältig. Und ich habe absolut Verständnis dafür, wenn jemand sagt, Strafe wäre berechtigt. Es gibt immer mehr Camper und auch immer mehr Wildcamper. Und nicht alle achten auf ihr Umfeld. Dabei ist es hier so einfach. Es gibt ausreichend Müllkörbe, welche regelmäßig geleert werden. Mehrfach habe ich den Müll anderer weggeräumt. – Dennoch sind wir natürlich froh, einer weiteren Verfolgung entgangen zu sein.

Auf den Schock holen wir uns erst mal etwas zum Frühstück . Danach fahren wir zu Rafael auf den Stellplatz. Auf dem Weg dahin nutze ich die Gelegenheit, Hector an einer Tankstelle, mit einem Kärcher zu reinigen. Sicherlich hört auch dann das Knirschen unserer Schiebetür auf. Unbegrenzt fliessendes Wasser, eine warme Dusche, ein richtiges Spülbecken, Landstrom ist auch Luxus. – Wir treffen auf altbekannte Gesichter. Doch auch wir haben ein neues Gesicht mitgebracht. Etienne möchte hier auch erst einmal untertauchen.

Wisst ihr was Morgen ist? – Am 20. Dezember ist der “Internationale Tag der menschlichen Solidarität”

Solidarität, also die Haltung der Verbundenheit wurde durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen, im Jahre 2005, als wesentlicher Wert anerkannt. – Den 20. Dezember eines jeden Jahres erklärte man zum Aktionstag der menschlichen Solidarität. – Ziel war es, zu verdeutlichen, wie elementar es ist, globale Herausforderungen solidarisch, also in Verbundenheit anzugehen und so die weltweiten Entwicklungsziele zu erreichen.

Die Welt als große Familie, die gemeinsam handelt und Ziele erreicht? Solidarität als Grundprinzip menschlichen Zusammenlebens? – Global gesehen sicherlich eine große Herausforderung. – Wie schwierig dies ist, sieht man an der UN-Klimakonferenz in Madrid. Ich wüsste gern, in wie weit unsere „deutsche Greta” Luisa Neubauer, das Ergebnis als solidarisch bewertet?

Andersherum scheint Solidarität im Kleinen oft so einfach. Wie oft wurde uns unterwegs geholfen, wie oft haben wir geholfen? Oft ist ein Lächeln dank genug. – Warum bekommen wir dies im großen Ganzen so selten hin? – Ist es einfacher in der großen Masse unterzutauchen? – Ich weiß es nicht.

Erst mit Abstand wird mir bewusst, dass wir von “unserem” Strand erst einmal Abschied nehmen müssen.

Alle guten Dinge sind drei? – Wir wollen das Glück lieber nicht überstrapazieren.

Erkenntnis des Tages: Wir hatten Glück, auch wenn es nicht greifbar ist.

Praia de Loulé Velho - Algarve, Portugal, zwischen Quarteira und Vale do Lobo,
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