Auf dem Hinweg nach Köln waren unsere, meine Gefühle gemischt. Heute am Tage unseres Rückfluges nach Faro, sind sie glasklar. Ich freue mich nach Hause zu kommen. Hector ist inzwischen unser Zuhause geworden. Ich hätte gedacht, dass ich zum Abschied noch einmal durch die ganze Wohnung laufe, um Abschied zu nehmen. Doch dies ist komischerweise nicht passiert.

Wir sind heute morgen früh aufgestanden, haben die letzten Sachen gepackt und dann noch einen Kaffee aus unser Rocket getrunken. Diese Espresso Maschine war eine ganze Zeit lang, ein Heiligtum für mich. – Heute war der Kaffee nett, einfach nur nett. – Morgen gibt es wieder richtigen Kaffee aus unserer Bialetti. 😉

Die letzten drei Tage waren mehr als stressig. – Doch ich habe gemerkt, dass ich ganz schnell wieder in meinen Rhythmus verfalle. Zumindest bis Torgit mich darauf hingewiesen hat, dass ich auch sofort wieder meinen alten Fahrstil übernommen habe. – In dem Moment wo mir bewusst wurde, wie recht sie hat, habe ich direkt abgebremst und zuerst unbewusst, danach bewusst entschleunigt. – Gleichzeitig merke ich, wie ich mich sofort entspannte. – Wer mich kennt weiß, dass ich mich schnell aufregen kann. Ein typischer Choleriker halt. – Es ist schön zu spüren, zu lernen, dass vieles ruhiger geht. – Es macht mich glücklich, Ausgeglichenheit zu spüren.

Als wir in Köln in den ICE steigen, werde ich dennoch noch einmal kurz nervös. Wie soll’s auch anders sein, die Deutsche Bahn hat mal wieder Verspätung. Ein technischer Defekt, also nichts Neues. Doch neu ist, dass meine Aufregung nur Sekunden anhält. Dann ist sie weg, wie weggeblasen.

Am Flughafen haben wir noch etwas Zeit, jetzt können wir unsere Notizen aus den letzten Tagen im Blog zusammentragen. Wir müssen ein paar Tage nacharbeiten. Nein, wir müssen nicht, wir dürfen ein paar Tage nacharbeiten. Es ist uns eine Freude.

Ich habe noch einen Moment Zeit mir ein paar Gedanken zum Thema Flughafen zu machen. Früher waren für mich Flughäfen der Inbegriff für Freiheit, für Abenteuer, für Sehnsüchte. – Früher gab es auch noch echte Flugzeuge. Heute wird alles Windkanal getestet. Die meisten Menschen hetzen über den Flughafen. Der Flughafen ist für mich auch Abschied nehmen und Willkommen sagen. Ich finde es immer wieder spannend, Liebende zu beobachten, die eine Trennung noch als solche wahrnehmen, und noch spannender finde ich die Bilder von Pärchen, die sich wieder sehen und finden.

Jetzt ist es Zeit einzuchecken, Reinhard Mey geht mir durch den Kopf:

 

“…Und es dröhnt in meinen Ohren

Und der nasse Asphalt bebt

Wie ein Schleier staubt der Regen

Bis sie abhebt und sie schwebt

Der Sonne entgegen

Über den Wolken

Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein

Alle Ängste, alle Sorgen

Sagt man

Blieben darunter verborgen

Und dann

Würde was uns groß und wichtig erscheint

Plötzlich nichtig und klein”

Im Flieger komme ich mit meiner Sitz-Nachbarin ins Gespräch. Elisabeth, 59 Jahre jung, stammt aus dem Elsass. Schnell sind wir bei Themen wie gutes Essen und Trinken. Dann stellt sich heraus, dass Elisabeth ebenfalls auf Reisen ist. Scheinbar hat sie mit uns am Dienstag in der selben Maschine gesessen und ebenso nur eine Stippvisite vollzogen. Nur halt im Elsass.

Elisabeth hat fünf Kinder großgezogen, viel in ihrem Leben gearbeitet, sie ist Hebamme und hat irgend-wann einfach eine innere Müdigkeit empfunden. Frisch geschieden, hatte sie einfach keine Lust mehr. Sie hat sich einen alten Camper gekauft. Damit war sie zuerst auf Korsika und nun im zweiten Jahr in Portugal unterwegs. Obwohl ihre Kinder auf Frankreich verteilt sind und ihre Mutter immer noch im Elsass wohnt, ist ihre gefühlte Heimat inzwischen Portugal. Oder besser gesagt, home is where you park your van.

Elisabeth beschreibt wie sich ihr Leben verändert hat. Ohne Fremdbestimmung zu leben, bringt es sicherlich auf den Punkt. Nur zu essen, wenn man Hunger hat, zu schlafen, wenn man müde ist und ein Buch zu lesen, wenn einem danach ist.

„Ich brauche nicht viel zum Glücklich sein.” – Immer wieder stolpere ich über diesen Satz. Hier scheint er stimmig. Was ich jedoch schräg finde, ich habe das Gefühl auf immer mehr Veganer oder zumindest mehr Vegetarier zu treffen. Auch Elisabeth isst weder Wurst noch Käse. – Doch ich gleiche dies aus. Wobei ich ja irgendwie auch Vegetarier bin, Second Hand Vegetarier. Denn Rinder ernähren sich ja rein vegetarisch, ich esse Rinder.

Auf jeden Fall ein spannendes Gespräch. Als ich on Top noch ein paar Tipps für Stellplätze bekomme, freut mich das besonders. Wir vereinbaren uns demnächst mal auf einen Kaffee zu treffen. Es bleibt spannend.

Als wir in Faro angekommen, entspanne ich mich förmlich. – Auf die Koffernormen von Ryanair hatte ich mich ja bereits eingestellt. Doch sich in die Sitznorm pressen zu lassen, fällt mir mit knapp zwei Metern sehr, sehr schwer. – Als wir aussteigen, fühle ich die Freiheit zurück kommen. – Das könnte auch an dem kleinen und übersichtlichen Flughafen von Faro liegen. Vom Gateway bis zum Kofferband sind es nur wenige Schritte zu Fuß.

Neben uns warten einige Golfer auf Ihr Gepäck. Wie in jeder Gruppe, gibt es auch hier ein Alpha – Männchen. Aus dem Gespräch hört man zwangsläufig heraus, dass es sich um einen Vertriebler handelt. In meinem früheren Leben hätte ich sicherlich direkt ein Gespräch angefangen. Mein Haus, mein Auto… – Es ist schön, einfach raus zu sein, auch aus diesem unnötigen Kräfte messen.

Als wir das Flughafenterminal verlassen, wartet schon Rafael, der Betreiber des Campingplatzes, direkt vor der Tür. – Sein Campingplatz mag ja etwas einfacher sein, dafür ist sein Service groß, einfach großartig. Wir werden noch zum Supermarkt gefahren, damit wir einkaufen können.

Als wir bei Hector ankommen, ist die Sonne untergegangen. Schlagartig ist alles dunkel. Dennoch werden wir von unseren Nachbarn herzlich begrüßt. – Schnell noch das Aufstelldach hoch fahren und unser Bettchen bauen. Ruck zuck sind wir in der Koje. Wir schlafen mit dem zufriedenen Gefühl ein, zu Hause zu sein.

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