Wir werden sehr früh wach am heutigen Morgen. – Es ist noch dunkel draußen. – Vor uns fließt ruhig der Strom, neben uns steht das Wasser in den Kanälen. – Alles ist ein klein wenig, wie auf einer Insel hier. Für unseren frühen Start in den Tag, werden wir belohnt.  Als wir unseren Kaffee fertig haben, geht die Sonne auf. Die ersten Sonnenstrahlen wandern über unseren Bulli und werden im Wasser reflektiert. Ein Kranichpaar stolziert vorbei.

Plötzlich paddelt ein einzelner Kanute vorbei. Ansonsten sind wir ganz für uns allein. Ich lasse die Drohne steigen, um diese Eindrücke fest zu halten. Es ist noch sehr frisch, schnell unter die Außendusche. – Kaffee ist hier viel, viel mehr. Nicht nur lecker, sondern auch lecker warm. Wir blicken auf den Strom. – Die ganze Gegend wirkt ein wenig mystisch. Der Frühnebel wabert über das Ufer. – Torgit behauptet, es erinnert sie, an das Buch “Die Nebel von Avalon”. – Keine Ahnung, es ist lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe. – Doch eines weiß ich , es hat sich gelohnt durch die Salinen, hier hin zu fahren. – Mehr und mehr wird es ruhig, wir hängen unseren Gedanken nach …

Guadalquivir - Salinen und Fluss - Am Nationalpark Coto de Doñana 2020 - Nähe Cádiz, Spain

31. Dezember, Silvester. – Jeder für sich zieht Resümee.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. – Wie war euer Jahr? Habt ihr Vorsätze für das kommende Jahrzehnt? Die goldenen Zwanziger? – Oder nehmt ihr einfach die Vorsätze vom letzten Jahr, dann noch jungfräulich und unberührt? Zum Jahresende zieht man ja immer wieder Fazit, Bilanz, macht persönlichen Kassensturz. Sicherlich war für mich das Jahr 2019 bewegter, als ursprünglich geplant. Doch selten war ich so zufrieden, mit dem Ergebnis.

Ich bin dankbar dafür, ein gewisses Fundament zu haben. – Meine Big Five.

Freundschaft, Familie, Freiheit, Fitness, Fun

Freundschaft: Meine fünf Freunde, ja ich kann sie an einer Hand abzählen, begleiten mich inzwischen mein halbes Leben. Das Beste daran, statistisch gesehen wird der Anteil an meinem, Ihrem Leben nur noch größer und großartiger. – Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Ich bin mir nicht sicher ob ich dies immer so verdient habe.

Familie: Allem voran meine Frau Torgit. – Ohne sie wäre ich nicht hier, niemals auf diese Reise gegangen. Meine Dankbarkeit kann ich nicht in Worte fassen. 

Freiheit: Hier und heute an diesem und morgen am nächsten Ort zu sitzen, bedeutet Freiheit. Nicht nur ein Dach überm Kopf zu haben, sondern damit, einer Schnecke gleich, reisen zu dürfen. – Nicht nur genug, zu Essen und zu Trinken, sondern Vielfalt zu genießen. – Im Hier und Jetzt leben, zu erleben und wert-schätzen zu dürfen. 

Fitness: Die meisten Menschen wünschen sich Gesundheit. – Doch was ist Gesundheit ohne Agilität, ohne Bewegung. Nur Gesundheit bedeutet  für mich “weg von”, weg von Krankheit. – Fitness ist “hin zu”, hin zu Kraft, Ausdauer, Dynamik. – Heißt es nicht so schön, nur in einem gesunden Körper, steckt ein gesunder Geist? Ich würde sagen in einem fitten Körper, steckt Zufriedenheit und Glück. 2019 war besser als 2018, doch hier geht noch mehr, weit mehr. – Der Weg ist das Ziel.

Fun: Spaß zu haben, das Leben mit Lust und Laune, bewusst zu genießen. – Mehr und mehr dem inneren Kind Raum zu geben.

Was sind eure Big Five?


 Torgit: Nachdem wir uns Weihnachten bei 20 Grad und Sonne so gar nicht weihnachtlich gefühlt haben, sondern wie mitten im Jahr, blicke ich nun doch auf unser Jahr zurück. Es war im wahrsten Sinne ein bewegtes Jahr. 

Turbulent. Lebensverändernd. Lifechanging auf neudeutsch.

Gestartet mit den alljährlichen guten Vorsätzen: Gesünder leben, inclusive weniger arbeiten. Dafür mehr Sport! – Bereits auf unserem Team-Startup, Mitte Januar bei Tobias Beck wurde mir klar, dass die guten Vorsätze diesmal noch kürzer gehalten haben als sonst.  

Vielleicht habe ich darum mal nach Grundstücksangeboten geschielt? Raus aus dem Stress, ins Grüne. Im Februar sind ‚wir’ zufällig über unser Traumgrundstück an der Sieg gestolpert und haben es spontan gekauft. – Notartermin innerhalb von 3 Wochen – Das soll uns erst mal einer nach machen. – Bauantrag fertig, Küche ist ausgesucht, Haustechnik von Marc perfekt durchgeplant. –

Ab April kam dann zu den vorhandenen fünf, ein neues sechstes Musterhaus in Arnsberg dazu, so viel zum Thema weniger arbeiten.  

Mitte April, dann das Tobias Beck Bootcamp, das ich spontan Mitte Januar gebucht hatte. Ich, die sonst nie Seminare bucht, überredet Marc, der quasi totgecoacht ist, mitzugehen. Für gefühlt sehr viel Geld. – Hat dieses Seminar unser Leben verändert? – Unterbewusst vielleicht schon.

Job gekündigt, Bulli gekauft, Wohnung untervermietet und los meinen Traum leben: Einmal die iberische Halbinsel umrunden. Wir sind gerade mittendrin. Im Traum, im Glück. Wie sagt der Dalai Lama: Es gibt 2 Tage, an denen Du nichts tun kannst: gestern und morgen. Heute ist der richtige Tag zum Lieben, Glauben und Leben. – Just do it!

Anmerkung vom Marc: War es wirklich das Bootcamp oder eher doch Zufall? – Es fällt zu, was fällig ist.

Inzwischen sinkt der Wasserstand. – Auf Flut folgt Ebbe. Die Fließrichtung geht wieder von Fluss Richtung Meer. – Als ein größeres Schiff vorbei fährt, merken wir dennoch, wie hoch das Wasser immer noch steht. – Die Wellen schwappen übers Ufer und laufen kurz vor Hector aus. Als das Wasser absinkt trocknet auch der Weg. – Wir packen und machen uns startklar.

Auch der Weg aus den Salinen hinaus verläuft glimpflich. Wir sehen sogar noch ein paar Flamingos. Sobald wir wieder Pflaster unter den Reifen haben, hören wir den Schlamm in den Radkästen. Ich fahre die nächste Autolavado an. Hector wird erst einmal gekärchert. Der Schlamm fällt in großen Stücken nach unten. – Wir halten noch kurz am Supermarkt, um Weintrauben zu kaufen.  An der nächsten Tankstelle, wird Sprit nachgefüllt und der Ölstand kontrolliert. – Alles top. – Danach machen wir uns auf in Richtung Meer und Strand.

 

Eine halbe Stunde später, stehen wir in Rota am Yachthafen. Der Leuchtturm ist weniger spektakulär, als gedacht. Dafür mit 28 Metern, richtig hoch. – Der alte Leuchtturm dahinter wirkt dagegen bescheiden und klein.

Die Menschen, die durch die Gassen tingeln, sind bereits am frühen Nachmittag schick gekleidet. – Die Stimmung wirkt ausgelassen. Plötzlich springen uns ein paar Kölner “fast” vors Auto. – Was uns hier hin treibt? – Wir einigen uns, das Bier ist es nicht. – Uns fehlt das Kölsch.

Wir ziehen weiter zum Puerto de Santa Maria. – Plötzlich habe ich dieses Lied im Ohr, “Insel die aus Träumen geboren

Ich habe meine Sinne verloren” – Gott sei Dank, bin ich nicht weiter textsicher. – Wurde meine Generation doch, direkt durch zwei Herr Kaiser gequält. – Von Roland und von Günther, der eine Kaiser schnulziger Barde, der andere, von der Hamburg Mannheimer, heute Ergo, machte in Versicherungen.  – Kein gutes Zeichen oder?

Angeblich kann man an dieser Location direkt am Strand stehen. – Kann man auch, doch uns ist es heute einfach zu busy. – Doch der Ort ist prima für ein spätes Frühstück, ist ja erst 15:30. – Spontan beschließen wir noch in die Berge und an einen See zu fahren. Unser Weg führt über die Ruta del Toro. – Der Name ist Programm. Links und rechts sind große Weideflächen für die Rindviecher. Hier stammen sie also her, die Bullen, die in Stierkämpfen in ganz Spanien eingesetzt werden. Die hier beheimatete Rasse, wird ebenso für ihr Rindfleisch geschätzt. – Wobei die Tierchen, zumindest auf den Straßenschildern arg kleine Beinchen zu haben scheinen. Doch dann sehen wir ihn, zwischen all den weidenden Stieren, steht der eine, der wahre, der Osborne Stier. – Was ursprünglich nur als Reklame für den Brandy Veterano dienen sollte, entwickelte sich zum Nationalsymbol Spaniens.  Wir finden ihn ziemlich cool und machen erst mal ein Foto.

Die Straße wird schmaler, schlechter, es wird einsamer. – Doch unser Platz für die Nacht hat trotz langer Anreise gelohnt. – Er ist oberhalb der Staumauer des Barbate-Stausees gelegen. Von hier genießen wir einen spektakulären Blick auf den Stausee und den Naturpark Los Alcornocales. – Alles wirkt sehr friedlich. Ein guter Platz um das Jahr ausklingen zu lassen. Wir kochen, heute gibt es Bratkartoffeln mit Salat und für mich Bratwurst on top. Ich möchte nachsalzen. – Am Ende springt der Deckel unseres Salzsteuers auf. Der gesamte Inhalt ergießt sich über mein Essen. Was soll ich sagen, dass Jahr war gesalzen, das Essen ist es auch.

Fazit: Von der See an den See, vom Salz zum Salz.

Wir hören noch ein wenig Musik, sehen Dinner for one, aber vor allem tauschen wir noch unsere Gedanken aus. 2019 ein Jahr ohne Tiefen, dafür mit reichlich Höhen. (Anm. von Torgit: Mein 1. Silvester ohne gute Vorsätze oder Ziele. Ich bin so glücklich, ich möchte nur, dass unser Leben genau so weiter geht.)

Erkenntnis des Tages: “Et es wie et es” – Es ist wie es ist, wir sind glücklich.

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