Heute Morgen meldet sich meine Mutter aus Good Old Germany. – Sie berichtet ein wenig aus der Heimat und erkundigt sich zu unserer Tour. – Ich erwähne, dass wir es zur Zeit sehr genießen, schöne Duschen auf diesem Campingplatz zu haben. Sie berichtet, dass sie es sich kaum noch vorstellen kann, wie es auf einem Campingplatz aussieht. Wären mein Vater und sie doch nur ein einziges Mal Campen gewesen. Da ich irgendwann einmal die alten Dias meiner Eltern digitalisiert habe, finde ich direkt zwei passende Bilder. Ganz schön luxuriös waren die 70er. – Oder waren es die 80er? Die müssen es wohl sein, doch Zeltplane, Milchkännchen und vor allem die Kaffeetassen sind doch voll 70er oder?

Auch heute ist das Wetter ein wenig durchwachsen. Sowohl Torgit als auch ich haben den Drang uns endlich mal wieder zu bewegen. Doch während Torgit das Bedürfnis nach einem langen Spaziergang hat, steht es mir mehr danach Rad zu fahren. So gehen beziehungsweise fahren wir getrennte Wege.

Beide zieht es uns jedoch zum Cliff. Torgit erkundet das Cliff und die Buchten entlang des sogenannten Fischerpfades. Dieser ist ein Teilabschnitt der Rota Vicentina. Dieser Wanderweg folgt dem Küstenverlauf auf einer Länge von 120 Kilometer. Torgit begnügt sich heute mit einem kleinen Teilstück. – Ich folge parallel einer kleinen Straße, entlang der Küste zum nördlich gelegenen Porto das Barcas, einem kleinen Fischereihafen. Die Hütten der Fischer befinden sich direkt oberhalb des Hafens. Das schönste Haus, direkt auf einem Felsvorsprung gelegen steht zum Verkauf – Hieraus ließe sich etwas machen. Von der Terrassenseite hat man einen wunderbaren Blick auf das Meer, die schroffe Küste, sowie den Hafen. Heute ist das Meer unruhig. Die Brandung bricht sich tosend an den Felsen. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Hier könnte ich leben. Doch für Torgit und ihre Höhenangst, ist dies sicher kein guter Platz. Drum verwerfe ich meine bereits im Kopf entstehenden Pläne, zur weiteren Gestaltung und mache mich wieder auf den Weg.

Ich fahre weiter gen Norden. Nach zusätzlichen 5 Kilometern, biege ich rechts in einen Waldweg ab. Dieser verwandelt sich nach einiger Zeit in den reinsten Ackerpfad. Es geht rauf und runter, die Pfützen der nächtlichen Regenschauer werden immer größer. Zeitweise nehmen sie den ganzen Pfad ein. Vorsichtig fahr ich weiter, jetzt nur nicht stecken bleiben. Es geht entlang riesiger Weiden. Die Rindviecher zeigen mir deutlich, was sie von meinem Besuch halten. Nach dem ersten Blicken wenden Sie sich ab. Eines steckt mir nicht nur das Hinterteil hin, sondern verdeutlicht mir, im wahrsten Sinne wie Scheiße es mich findet. Aus solcher Nähe einem Rindvieh in den Allerwertesten schauen zu können, ist mir auch noch nicht untergekommen.

Meine Fahrt endet plötzlich am rückseitigen Ende einer Farm. Umkehren? – Ich beschließe weiter zu fahren, halte jedoch vorsichtig Ausschau nach bissigen Hunden. Am Vortag sind uns im Ort eine große Anzahl an Latinos und Indern aufgefallen. Heute weiß ich wo diese ihre Arbeit finden. Die Farm dient der Himbeerzucht. Die Anzahl der Treibhäuser ist gewaltig. Hier finden jede Menge Menschen Lohn und Brot. Irgendwann gelange ich zur Vorderseite der Farm. Unterwegs hat mich nur der ein oder andere Landarbeiter gegrüßt. Die Hunde waren zwar vorhanden, hielten jedoch Siesta.

Als ich das nächste Mal auf eine feste Straße gelange, orientiere ich mich erst einmal. Die grobe Navigation hat gepasst. Von hier aus, ist es gar nicht mehr so weit bis zu unserem Platz. Dort komme ich fast zeitgleich mit Torgit an. – Beide haben wir Hunger mitgebracht. Wir pimpen den Rest unserer Kürbissuppe und essen erst mal zu Mittag. Nun ist es auch für uns Zeit Siesta zu halten.

Im Nachgang zu meiner Tour, fällt mir auf, wie selten ich bisher das Rad genutzt habe. Dabei habe ich dieses erst kurz vor unserer Fahrt neu erworben. Es tut mir im Herzen weh, zu sehen, wie sehr das Rad unter der Tour leidet. An diversen Stellen, wie Ketten, Ritzel, Bremsen und Schrauben ist bereits deutlich Rost zu sehen. Hinzukommt, dass der Gepäckträger noch nicht die ideale Lösung ist. Die Heckklappe lässt sich halt nicht öffnen, wenn das Dachzelt offen ist. Wir müssen diesbezüglich eine bessere Lösung finden.

Die Siesta in der Hängematte fällt kürzer aus als geplant. Innerhalt von Sekunden fällt die Temperatur und der Regen ist wieder da. Ich hechte samt Decke ins Auto.

Da sich unser Vorrat an Lebensmitteln so langsam dem Ende zuneigt, beschließen wir heute auswärts zu essen. Dies an einem Montagabend zu bewerkstelligen ist gar nicht so einfach. Die meisten Restaurants sind geschlossen. Wir schauen noch am Supermarkt vorbei, ob dieser eventuell noch auf ist. Doch auch hier ist schon alles düster. Kurz bevor wir unsere Suche aufgeben, ist da noch eine Bar. Diese ist nicht nur auf, sondern auch propevoll. Prompt beschließen wir, dass dies unsere Bar ist. Einen Moment warten Torgit mit einem Glas Wein, ich mit einem Glas Bier in der Hand, am Tresen bis ein Tisch frei wird. Die Kneipe hat eine Kreidetafel mit einigen, wenigen Gerichten. So etwas ist ja in der Regel immer gut, würde ich nur verstehen, was dort geschrieben steht. So bestellen wir mal wieder mit Händen und Füßen und hoffen auf unsere Instinkte. Das Essen ist deftig und gut. Schnell kommen wir mit einem Portugiesen aus Lissabon und in Folge mit Carlos ins Gespräch. – Carlos heißt gebürtig Karl-August, lebt auf Mallorca, stammt aber aus den Niederlanden. Carlos wandert als Backpacker die Küste entlang. Er fragt uns, wie lange wir unterwegs sind. Und schon entspannt sich ein Gespräch zum Thema Reisen, Zufriedenheit und Glück. Als wir am Ende des Abends die Kneipe verlassen, empfinde ich Glück. Plötzlich weiß ich, was mir in den letzten Tagen gefehlt hat. Einfach mal wieder ein gutes Gespräch, mit jemand anderes als meiner besseren Hälfte.

Erkenntnis des Tages: Nachhaltige Gespräche machen glücklich!

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