Wir genießen den Tag am Meer. Unser SUP wird ausgepackt und zu Wasser gelassen. Die See liegt so ruhig da, dass unser Brett, welches eigentlich nicht fürs Meer gedacht ist, sich dennoch bewährt. – Doch am Nachmittag ist etwas besonderes angedacht. Wir wollen mit dem Fahrrad nach Punta Skala, die angrenzende Halbinsel erkunden. 

1974, als ich hier das letzte Mal war, stand auf der Halbinsel eine Bungalowsiedlung, samt Hotelanlage des auf FKK spezialisierten Reiseunternehmens Oböna. Damals muss die Welt noch eine andere gewesen sein, denn zur Eröffnung 1972 berichteten sowohl der Spiegel, als auch die Zeit über diesen Badeort und die Nudisten. So waren meine Eltern auf die ein oder andere Art doch Revoluzzer. 

 

Marcs Vater steht mit freien Oberkörper vor dem Meer und schaut entspannt in die Kamera

Es ist wie es immer ist, Kindheitserinnerungen sind einfach bunter. – Da braucht es keinen Polaroid Film.* 

Irgendwie musste ich an Nina Hagen denken, “Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel’ – alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr” – Genau so wirkte Punta Skala aus heutiger Sicht. Damals war irgendwie alles bunter, größer, schöner. – Anstelle der Bungalows und des alten Hotelgebäudes, ist heute ein modernes Falkensteiner Hotel & Spa entstanden. – Doch vom Charme der Vergangenheit ist wenig übrig geblieben. Dies ist keine Wertung des heutige Hotels. Die Küste ist immer noch so schön wie damals. – Doch meine Eltern, aber auch vor allem wir Kinder, mein Bruder, meine Schwester und ich haben an diese Urlaube ganz besondere Erinnerungen. 

 Mein Vater hat hier im Meer seinen Ehering verloren. Nur um ihn später bei einem späteren Besuch wieder zu finden. Mein Bruder und ich haben Meerwasser-Aquarien gebaut und mit allem gefüllt, was unser Käscher hergab. – Tintenfische, Taschenkrebse, Rennkrabben und vieles mehr. Sogar ein Drachenkopf war einmal dabei. – Über Nacht wurden unsere Bestände immer weniger, obwohl wir jeden Ausgang verschlossen. – Böse Zungen behaupten, mein Vater hätte unsere Beute an den Hotelkoch verscherbelt. 

 Meine Schwester hat das gemacht, was Schwestern halt so machen. – Doch das haben kleine Jungs nicht verstanden, warum sollen das Männer verstehen!?

 Doch ich habe in Punta Skala viel gelernt. Obwohl ich noch nicht einmal schwimmen konnte, war ich mit ABC, sprich Flossen, Schnorchel, Taucherbrille schneller als jeder Schwimmer. – Dennoch musste mein Vater mich retten. Denn nachdem ich mit einem Schlauchboot kollidierte, drohte ich zu ertrinken. Meinem Vater hat dieser Rettungsversuch angeblich einen Fuß volle Seeigelstiche eingebracht. – Dass mir am Vortag selbiges passierte, war dann doch fast Solidarität. 

 Torgit und ich laufen am Strand und an der Steinküste entlang und folgen meinen alten Spuren. – Ich erzähle ihr viel über meine Kindheitsgefühle. Dann mache ich noch ein paar Fotos und sende sie an meine Mutter und meine Geschwister. – Die Fotos wecken nicht nur bei mir Erinnerungen. – Lustig ist in diesem Zusammenhang, dass Lotte, Torgit’s beste und für mich inzwischen eine sehr, sehr gute Freundin, uns darum gebeten hat, Fotos zu machen, sobald wir in Zadar währen. An diesem Abend sende ich ihr Fotos von Punta Skala, mit dem Hinweis, nicht ganz Zadar, aber nah dran. Sofort kommt als Antwort: Das ist ja Punta Skala. Scheinbar waren auch Lotte’s Eltern Revoluzzer. 

Erkenntnis des Tages: Kindheitserinnerungen sind intensiver, als jede Realität.

*Sollte der Mann auf dem Foto, eine gewisse Ähnlichkeit zu mir aufweisen, so ist dies nicht rein zufällig. Dies ist mein Herr Papa in Punta Skala. 

Der neue Beachclub Punta Skala mit Loungemöbeln vor dem Meer in der Abenddämmerung
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