Sizilien Step by Step

Insgesamt waren wir fünf Monate auf Sizilien auf Tour. Folgen nun jede Menge Tipps zu Campingplätzen? Nein, denn wir haben keinen einzigen zu Gesicht bekommen. Zu Restaurants? Nein, auch das nicht. Denn diese waren entweder aufgrund unserer Reisezeit oder Corona sei Dank geschlossen. Auch die meisten Museen, Kirchen, Theater und Co. waren verrammelt und vernagelt.

Jetzt könnte man sich ja fragen, was wir dann die ganze Zeit hier gemacht haben. Eines können wir garantieren, langweilig war es uns nie. Denn wir waren ständig auf Reise. Sowohl On-Road als auch Off-Road. Ab und zu sind wir auch mal irgendwo angekommen. Verweilen gehört zu einer Fülle an Eindrücken einfach dazu. Denn Sizilien ist groß, sehr groß. Um genau zu sein 25.426 km² groß und somit ist es die größte Insel im Mittelmeer. Doch es ist nicht nur groß, sondern vor allem vielschichtig. Denkt man an Sizilien, denkt man sicher zuerst an Meer und Strand. Doch 80% seiner Fläche sind Berge und Hügel. 

Einiges haben wir ja schon in separaten Beiträgen behandelt, welche wir dann hier verlinken. Ansonsten können wir hier lediglich einen Abriss unserer Tour wiedergeben. Schnell werdet ihr merken, Sizilien benötigt Zeit. Viel Zeit.

An & Abreise

Obwohl die Insel Sizilien südwestlich vor der „Stiefelspitze“ Italiens und somit ganz im Süden Italiens liegt, ist sie bequem per Fähre erreichbar. Fährverbindungen gibt es sowohl von Genua, in Norden Italiens, von Livorno, Genua, Neapel, ebenfalls auf dem italienischen Festland, als auch von Cagliari auf Sardinien. Diese Verbindungen gehen alle über Palermo, im Norden Siziliens. Zusätzlich gibt es noch die Verbindung von Villa San Giovanni nach Messina im Nord-Osten Siziliens. Dieses ist die kürzeste Fährverbindung, benötig aber auch meisten Zeit. Denn im Vergleich zu Genua fallen 1.163 zusätzlich Kilometer Straße an. Genua ist deshalb auch die bekannteste Verbindung.
Die Fährzeit beträgt ca. 21 Stunden. Die Kosten für Hin- und Rückfahrt, inklusive Doppelkabine und Van bis 6 Meter betragen ca. 550,- €. Da die Preise der verschiedenen Gesellschaften variieren, empfehlen wir einen Blick auf aferry. 

Wir persönlich haben den Umweg über Livorno gewählt. So konnten wir noch einen Abstecher nach Pisa machen. 

 

Sizilien Roadtrip mit dem Van, T6.1 SpaceCamper

Wild & Frei

Auf Sizilien finden wir unsere Plätze meist über googlemaps. Wir suchen uns gerne ruhige Strände oder Plätze in den Bergen, wo wir ganz alleine stehen. Wenn wir auf der Luftbildkarte auf dem ersten Stück der Straße Häuser sehen, gehen wir davon aus, dass der Weg relativ gut befahrbar ist. Leider erweist sich das oft als Irrtum.

Denn viele Gebäude wurden aufgegeben und sind lost places. Es ist wirklich erschreckend wie viele Gebäude leer stehen. Und die Straße ist dann meist offroad-mäßig.

Das ist für unser Fahrzeug jetzt nicht weiter schlimm, macht sogar Spaß. Aber es wirbelt unseren Zeitplan oft gehörig durcheinander. Und es kommt vor, dass es mitten auf der Strecke dunkel wird. Unsere Lazerlamps helfen uns dann gut weiter.

Aber richtig Spaß macht offroad fahren im Dunkeln nicht. Im Notfall bleiben wir einfach stehen und übernachten. Hat bisher gut funktioniert.

 

Die Ankunft in Palermo mit der Fähre

Kaum mit der Fähre aus Sardinien auf Sizilien angekommen, fahren wir zuerst Richtung Westen. Eindrücke von unserem ersten Tag auf Sizilien erhaltet ihr hier.

SpaceCamper VW T6.1, VANLIFE SIZILIEN - Cala Di Punta Lunga - Macari auf Sizilien, Drohnenaufnahmen mit dji Mavic Air 2
Terranger 4x4 SpaceCamper am Kletterparadies Anello Grotta dei Cavalli, San Vito Lo Capo, Sizilien

San Vito Lo Capo

Wart Ihr schon einmal in San Vito Lo Capo? An diesem traumhaften weißen Sandstrand und dem türkisblauen Meer? Der Ort befindet sich an der Spitze eines Kaps, welches im Nord-Westen Siziliens gelegen ist. An der Cala Di Punta Lunga, sowie am Kletterparadies Grotta dei Cavalli fanden wir traumhafte Stellplätze. Weiter Highlights und Tipps für Camper findet ihr im verlinkten Beitrag.

Polizeieinsatz | Cala di Punta Lunga 

Kaum stehen wir das erste Mal frei auf Sizilien, schon lernen wir die gut gekleideten Herren von der Polizei kennen. Vertreiben die Herren uns aus dem Paradies? Wer es wissen möchte, findet hierzu einen separaten Blogbeitrag.  

Cefalu

Uns treibt es als Nächstes östlich von Palermo. Falls man einen Rundtrip plant, macht es Sinn Cefalu als Schlusspunkt zu setzen. Dieses wunderschöne mittelalterliche Städtchen bezaubert nicht nur durch einen langen weißen Sandstrand, sondern punktet auch mit einer sehenswerten Altstadt. Diese Kombination aus Badeurlaub und Sightseeing macht Cefalù zu etwas ganz Besonderem.

Wie überall auf Sizilien haben hier die Griechen, Römer und Araber ihre Spuren hinterlassen. Aber besonders die Normannen haben sich mit der imposanten Kathedrale, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, ein Denkmal gesetzt. Über allem ragt der 270m hohe La Rocca di Cefalù. Dieser riesigen Fels lässt selbst die mächtige Kathedrale winzig erscheinen.

Wir schlendern durch die schmalen Altstadtgassen und genießen das quirlige Leben um uns rum. Jetzt im Winter gefällt es uns hier sehr gut. In unserem Beitrag Cefalù – Strand und Sightseeing bekommt ihr ein paar genauere Infos. Fakt ist, wir haben uns in diese Stadt besonders verliebt. Warum? Das sieht man hier…

Cefalù | Rocca di Cefalù | near Palermo | Sicily | Sizilien aus der Luft
Petralia Soprana - Santa Maria di Loreto - Madoniengebirge - Das Herz Siziliens

Madonie

Für die Sizilianer gibt es nicht nur die eine Madonie, sie legen wert auf den Plural, die Madonien. Diese Gebirgskette, ziemlich genau in der Mitte der Nordküste von Sizilien hat so viele Eindrücke bei uns hinterlassen, dass wir ihr direkt mehrere Beiträge gewidmet haben. Hier findet ihr Die Madonie und die schönsten Dörfer Siziliens sowie einen Beitrag über die Targa Florio,  dem legendären Straßenrennen auf Sizilien.

Wenn ich ein Fazit zu dieser Region geben soll: “Die Natur hier im Madoniengebirge ist so wunderschön, da ist das Wetter fast unwichtig. Die Wolken über den Bergen sind schöner als jede strahlende Sonne. Und das Wechselspiel von Sonne, Wolken und Nebel macht uns wieder einmal klar, wie klein der Mensch angesichts dieser Naturgewalten ist. Hier versagt jede WetterApp, und man kann die Tage nicht planen. Hier lebt man den Tag. Und ist. Einfach. Glücklich.”

planBwagen, T6.1 SpaceCamper Marmor Steinbruch, Sardinien bei Wohnmobil Rundreise
Erice, planBwagen bei Sizilien Campervan Rundreise

Custonaci und Buseto

Auf dem Weg von Palermo in Richtung San Vito Lo Capo, kommt man fast unweigerlich zwischen Buseto und Custonaci, zwei kleinen Städten im Gemeindekonsortium Trapani, vorbei. Doch zuerst stechen einem schon von Weitem die gigantischen Marmor Steinbrüche in die Augen. Einerseits eine gigantische Umweltsünde, andererseits unheimlich schön zu sehen. Wir haben gespaltene Gefühle.

Bergdorf Erice

Fifty Shades of Grey | Das können wir toppen. Kennt ihr solche Tage? Alles verschwimmt in diversen Grautönen? Dabei wollten wir doch nur das angeblich so wunderschöne Bergdorf Erice durchstreifen. Lasst Euch von uns bitte, bitte nicht abhalten. Erice, welches auf dem gleichnamigen, rund 750 Meter hohen Berg Monte Erice thront, ist vor allem für seinen Ausblick bekannt. Wir haben bisher nur gutes gehört. Wir können uns dieses Städtchen, mit seinen schmalen Gassen, dem Kopfsteinpflaster auch wunderschön vorstellen. Doch heute war es einfach nebelig, es regnete, keine Menschenseele war auf der Straße, es war kalt und grau, einfach grau. Grau in all seinen Facetten. Dagegen hob sich unser Butch gerade zu farbenfroh ab. Erst später wussten wir, was es für ein Tag war, es war ein Suppentag. Lecker!

 

Marsala

Hierhin machten wir nur einen kurzen Abstecher. Marsala ist auf Sizilien das Mekka zum Kiten und Windsurfen.  „Lo Stagnone“, die riesige Lagune der Stadt Marsala ist wunderschön. Doch sowohl zum Windsurfen braucht man Wind, möglichst viel Wind. Dabei ist es egal von wo der Wind kommt, Hauptsache er weht. Man sagt Marsala nach, dass eine Windrichtung immer geht. Unser erster Eindruck, dies stimmt. Es war so windig, dass wir doch lieber eine geschütztere Gegend suchten.

Wir werden oft gefragt, was denn die Polizei zu unserem Bulli sagt. Besonders zu unseren Sandblechen auf der Motorhaube. Darauf konnten wir bis jetzt nie so wirklich antworten. In Köln hat uns die Polizei nie beachtet. Und auf unserer Tour bis nach Sizilien haben wir immer wieder Polizei gesehen und die Polizisten haben auch immer genauer hingesehen. Aber wir wurden in Polizeikontrollen immer einfach durch gewunken.

Tempelanlage von Segesta 

Die Tempel von Segesta konnten wir uns leider nur aus der Ferne ansehen. Was besonders schade war, denn die Anlage gilt als eine der besterhaltenen Tempel der Welt.

Man kann den Tempel von der Straße aus sehen, aber das Areal ist umzäunt und es war geschlossen, wie alle Museen hier auf Sizilien gerade wegen Corona geschlossen waren. Auch die Parkplätze waren geschlossen. Wir haben davor auf der Landstraße geparkt und die Drone steigen lassen. Innerhalb kürzester Zeit stand ein Polizeiauto neben uns. Parallel kam ein Wachmann innen an den Zaun. Als Marc schnell die Maske angezogen hat, nickten die Polizisten und fuhren wieder. Wir haben fertig gefilmt und sind 100m weiter gefahren in einen Feldweg rein, der um das Gelände rum führt, wollten wieder parken und Drone steigen lassen. Und schwups steht wieder die Polizei neben uns. Sie waren sehr freundlich und erlaubten uns auf englisch zu fotografieren. Liebe Polizisten, Eure Schnelligkeit hat uns schwer beeindruckt. Chapeau

In Deutschland hätten wir mindestens unsere Papiere zeigen müssen, aber hier ist alles sehr easy. Und kein Wort wegen unseres Fahrzeugs.

Riserva Natura Foce Del Belice – Ponte Ferrovis

Seit heute ist ganz Sizilien rote Zone. Damit wird es für uns schwieriger und es stellt sich die Frage: Bleiben oder die Insel verlassen? Wir haben uns für bleiben entschieden und schauen mal was passiert. Jetzt heißt es unauffällig unter dem Radar zu fliegen und uns langsam die Küste weiter Richtung Süden zu bewegen.

Wir stehen jetzt gerade alleine am Rande eines kleinen Naturschutzgebietes, inmitten von Olivenbäumen und Schilf. Hinter dem Deich ist direkt das Meer mit einem wunderschönen Sandstrand.

Das Wetter könnte besser sein. 11 Grad und Regen ist nicht mein Traumwetter, aber wir haben es uns gemütlich gemacht in unserem Bulli, und die Vorhersage wird auch besser.

Und eigentlich ist es doch wie früher zuhause bei schlechtem Wetter: Was machen wir heute Abend? Film gucken via Beamer, lesen oder mit Freunden am Telefon quatschen?

Menfi – Lido Fiore

Einer der schönsten Plätze auf unserer Tour finden wir in der Nähe eines Lost Place, hinter einer alten baufälligen Hotelanlage. Hier verbringen wir direkt am Meer, sozusagen in der ersten Reihe ein paar ganz entspannte Tage. Ab und zu besuchen uns ein paar Schafe. Ansonsten kommen nur ein paar Radfahrer vorbeigefahren.

OFFROAD SIZILIEN | RISERVA NATURALE DI PUNTA BIANCA | HAUS AM MEER
Griechische Tempel Sizilien

Di Punta Bianca | Haus am Meer

Einsam, wild & frei am Meer stehen? Da muss man schon die ausgetretenen Pfade verlassen. In einem Bericht über Offroad-Strecken in Sizilien fanden wir einen Trail zur Punta Bianca. Hier die GPS Koordinaten: 37°11’41.0″N 13°39’42.2″E – Vielleicht hätte ich nicht nur die Überschrift „einfach“ lesen sollen. Auf den letzten Metern haben wir aufgrund von Schlammlöchern abgebrochen.

Doch im Nachgang stellte sich raus, dass wir uns scheinbar auch die schwierigste Anfahrt ausgesucht hatten. Auf Wikiloc findet man eine einfachere Alternative. Doch dafür wurden wir durch eine Vielzahl an Lost Places belohnt. Die Punta Bianca ist traumhaft schön und die ruppige Anfahrt absolut wert. Ein altes verfallenes Haus vor Kreidefelsen, traumhaft. Wäre die tägliche Anfahrt nur ein wenig leichter, dies wäre DAS HAUS AM MEER. Der Wiederaufbau wäre schon im Kopf durchgeplant.

Tempel der Griechen auf Sizilien: Selinunt | Segesta | Agrigent

Die Kultur Siziliens wurde durch diverse Eroberungen geprägt. Phönizier, Griechen und Karthager, Römer, Araber, Normannen, Spanier hinterließen ihre Spuren. Doch die Tempel der Griechen sind mehr als nur eine Spur. Insbesondere der Tempio della Concordia ist mehr als nur beeindruckend.

Muss man diesen gesehen haben? Ja, muss man. Doch sicher bekommt man selten die Chance, den Tempel so ruhig anzutreffen.

Uns begeistern vor allem die Skulpturen von Igor Mitoraj. Obwohl der Künstler die Unvollkommenheit der menschlichen Natur und die leichte Verwundbarkeit zeigen wollte, kommen sie uns dafür verdammt vollkommen vor. Doch wir haben ja keine Ahnung. 😉

Diga Nicoletti Leonforte

Heute Abend finden wir nicht nur einen wunderschönen Platz für die Nacht, sondern auch noch ein paar Sonnenstrahlen. Schnell noch die Hängematte aufhängen. So genießen wir unser Abendessen mit Blick auf einen See, sowie ein paar vorbeitrottende Schafe.

Siziliens Süden: Die Isola delle Correnti | Statua del Cristo Redentore

Als wir heute Morgen, kurz vor Sonnenaufgang aus dem Bulli steigen, haben wir Meer und Strand direkt zu Füßen. Unser Blick fällt auf die kleine Insel, mit Leuchtturm am südwestlichen Punkt Siziliens. Wir wandern den Strand entlang. Unser Ziel ist ein kleiner Wellenbrecher der die Insel mit dem Festland verbindet. Wir haben nicht nur einen fantastischen Blick auf den Sonnenaufgang, sondern on Top auf die Wasserscheide zwischen Mittelmeer, und dem Ionischen Meer. Auf der einen Seite branden die Wellen an den Strand, auf der anderen Seite ähnelt die ruhige See mehr einem Teich.

Am Rande, des teilweise zerstörten Wellenbrechers, steht eine schlichte Christo Figur. Obwohl es zu solch früher Stunde noch bitter kalt hier draußen ist, ein magischer Moment. Von unserem Standplatz sehen wir den Verlauf der Sonne, bis sie wiederum vor unseren Augen im Meer versinkt.

Santa Maria del Focallo

Eigentlich wollten wir von der Isola delle Correnti nach Modica fahren. Aber wie das Leben so spielt, sind wir in Santa Maria del Focallo hängen geblieben. Aber wer könnte diesem kilometerlangen weißen Sandstrand widerstehen?

Flora & Fauna | Beispiel Roter Eukalyptus Bäume

Mit über 3.000 verschiedenen Pflanzen ist Siziliens Flora und Fauna einzigartig und besitzt die größte biologische Vielfalt im gesamten Mittelmeerraum. Darunter auch Klima-Flüchtlinge der letzten Eiszeit. Doch nicht alle Pflanzen sind auf der Insel so lange heimisch. Wir stehen heute in einem Wald voller Roter Eukalyptus Bäume. Auf den ersten Blick wunderschön. Doch hört er wirklich hier her?

Diese Bäume wachsen überaus schnell und bilden einen massiven Stamm, die sie wie Methusalems wirken lassen. Auf einer Wiese in der Nähe von Castel di Lucio, gibt es z.B. einen Roter Eukalyptus mit einem Stammumfang von über 6,60 m.

Ist doch toll denkt man. Doch leider trinken diese Bäume nicht, sie saufen. Mit ihren bis zwanzig Meter tiefsitzenden Wurzeln entziehen sie dem Boden bis zu 500 Litern Wasser am Tag. Dazwischen wächst nur noch Pampasgras. Und aufgrund seiner luftig-faserigen Struktur und den ätherischen Ölen brennt das Holz dieser Bäume wie Zunder. Die Waldbrandgefahr steigt dadurch überproportional.

So sind unsere Gefühle zu diesem Wald gespalten. Einerseits riecht es schön nach Eukalyptus und ich liebe Eukalyptusbonbons. Kennt ihr diese kleinen, grünen Zuckerhüte mit Eukalyptusgeschmack? Wunderbar, wir haben sogar welche an Bord. Und optisch betrachtet ist auch alles schön grün. Doch hier und heute bin ich zwiegespalten.

Siziliens Seen | Lago Santa Rosalia

Siziliens Seen mögen nicht mit den großen, bekannten Seen des italienischen Nordens mithalten. Dafür finden sich hier viele kleinere Seen, die nicht nur zum Baden, Wandern oder Angeln einladen, sondern an deren Rand man auch noch frei stehen kann. Wir haben hierbei durchweg nur nettes Feedback von Sizilianern erhalten. Man fühlte sich nicht nur akzeptiert, sondern willkommen.

 

Camper auf Sizilien, der Süden

Die Ostküste Siziliens

Wenn man den Ätna besuchen möchte, bietet sich ein Besuch der Ostküste Siziliens mit den Barockstädten Catania, Taormina und Syrakus, sowie dem Val de Noto und Ragusa geradezu an.

Der Ätna | Mama Etna

Obwohl diese Insel alles bietet, was man sich auf Tour erhofft, hat uns nichts so im Herzen berührt, wie Mama Etna.

Es ist nicht nur der Berg, der uns so gefangen nimmt, dass wir bereits seit Wochen seine Nähe suchen. Es ist nicht nur der Vulkan, welcher zwischendurch immer wieder Feuer und Asche spuckt. Da ist noch etwas, was wir nicht begreifen und dennoch spüren.

Inzwischen hatten wir die Gelegenheit mit ein paar Sizilianern über ihren Berg zu sprechen. Diese lächeln nur sanft und wissend. Es ist ihr Berg und es ist unverkennbar, wie sehr sie ihn lieben.

Das Besondere daran ist, dass der Ätna ja nicht nur fruchtbares Land entstehen lässt. Hier werden u.a. Wein, Zitrusfrüchte, Mandeln und Oliven angebaut. Aufgrund eines hohen Gehaltes an Mineralien gilt der Vulkanische Boden als besonders fruchtbar und gut durchlüftet.

Doch ab und zu wird die Erde eben auch durch Beben erschüttert, der Himmel durch Aschewolken verdunkelt und Häuser durch Lavaströme zerstört.

Dennoch nennen ihn die Sizilianer Mama Etna oder schlicht Mongibello, der Berg.

Wie gewaltig dieser Berg ist, wird einem bewusst, wenn man die Zahl 100.000 liest. So viele Menschen starben beim “Beben von Messina” 1908. Dennoch zieht es uns immer wieder in Richtung dieses Berges.

 

Syrakus – die Perle Siziliens

Siracusa, wie die Sizilianer sagen, liegt an der Ostküste Siziliens und ist besonders für antike Ruinen bekannt. Die Altstadt liegt auf der Halbinsel Ortigia. Als die Halbinsel zu klein wurde, hat sich die Neustadt Syrakus’ auf dem Festland entwickelt. Was sich Perle nennt, hat natürlich seinen eigenen Syrakus Beitrag.

Die Schlucht Cavagrande del Cassibile

Die Sizilianer nennen diese Schlucht liebevoll ihren Grand Canyon. Da wir dem Grand Canyon schon einen Besuch abgestattet haben, wollen wir nun einmal sehen, was der sizilianische Ableger so kann. Wir packen uns einen kleinen Rucksack mit Picknick, Wasser und Badesachen. Genau die richtige Abwechslung zu den Städtetouren, hier im Osten. Hier findet ihr den Blogbeitrag Cavagrande del Cassibile.

Onroad und offroad von Brucoli nach Noto

Sizilien bietet oft fahrtechnische Herausforderungen. Wer sich davor nicht abschrecken lässt, sollte sich diesen Blogbeitrag On- & Off-Road  Beitrag nicht entgehen lassen. 

Noto und Noto Antica

Ein Besuch der alten Stadt Noto, die durch ein schweres Erdbeben um 1700 zerstört wurde, kann man sehr gut mit dem Besuch der neuen Stadt Noto kombinieren. Noto liegt näher an der Küste. Sie wurde im Barock Stil erbaut. Daher gibt es in Noto so viele prächtige Paläste. Auch zu Noto gibt es einen eigenständigen Blogbeitrag.

Isola Bella

Die Isola Bella liegt in dem ‚Riserva Naturale Orientata Isola Bella’. Wir gehen ca 500m auf der Straße zurück, bis Stufen hinab zu einem Sandstrand und zur Isola Bella führen. Packt unbedingt Schwimmsachen ein. Rund um den Strand geben Hinweistafeln Informationen zu der Flora und Fauna des Naturreservats. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, es gibt 2 Strandbars, eine davon schon seit 1965.

Eigentlich ist die Isola Bella keine richtige Insel, sondern eine Halbinsel, denn man kann über eine Sandzunge zu ihr gehen. Ein Besuch der Isola Bella ist für € 4,- möglich. Die Unterwasserwelt rund um die Isola Bella soll sehr schön sein. Schnorchel- und Tauchequipment kann man an der Padi Tauchschule am Strand mieten

1890 kaufte Florence Trevelyan die Insel für €15.000 Lire. Signora Trevelyan war eine Cousine von Königin Victoria und Ehefrau des Bürgermeisters von Taormina. Sie baute dort ein kleine pittoreske Villa und legte einen Garten mit exotischen Pflanzen an.

Seit 1990 gehört die Insel der sizilianischen Regierung und wurde 1998 zum Naturreservat erklärt. Seit 2011 untersteht sie der Universität von Catania.

Taormina

Die malerische Altstadt liegt auf dem Monte Tauro, ca. 200m über dem Meer, an der Ostküste Siziliens zwischen Messina und Catania. Bei gutem Wetter hat man nicht nur einen phantastischen Blick auf den Etna sondern sieht auch noch die Küste Kalabriens auf dem Festland. Diese Stadt hat einen eigenen Beitrag verdient, welchen ihr hier findet.

Taormina | Riserva Naturale Orientata Isola Bella | Kleinod am Fuße des Etna
Ponte Dei Saraceni - Normannische Bogenbrücke am Fuße des Enta

Ponte Dei Saraceni 

Eine normannische Bogenbrücke am Fuße des Etnas. Dei Saraceni, allein schon der Name klingt nach etwas Besonderem, oder? – Doch lohnt ein Besuch? Wir finden ja und werden belohnt. Obwohl diese Brücke, welche auf das 9. Jahrhundert zurückgeht, sich nach einer Sarazenen Brücke anhört, handelt es sich tatsächlich um einen normannisches Bauwerk, welches über den Flussufern des Simeto führt. Auf der einen Seite genießen wir den Blick auf den rauschenden Simeto, dem größten sizilianischen Wasserlauf. Und auf der anderen Seite erhebt sich der Etna im Sonnenuntergang. Zwischendurch sehen wir sogar ein paar Mal ein paar Aschewolken oberhalb des Kraters.

Megaliti di Argimusco

Heute zieht es uns nach Argimusco, eine Hochebene nördlich des Ätnas. Schnell gewinnen wir wieder Höhe. Von hier oben, sprich ca. 1.100 Meter, hat man einen phantastischen Blick auf den Ätna, die Liparische Inseln, sowie diverse Berge und Täler.

Doch unser heutiges Ziel ist eine Felsformation, sogenannte Megalithen und Dolmen. Sogenannt deshalb, da man sich nicht sicher ist, ob diese Formationen durch eine prähistorischen Bevölkerung entstanden oder einen rein natürlichen Ursprung haben.

Also kein sizilianisches Stonehenge. Doch uns war es die Anfahrt wert. Zumal die „Skulpturen“ aus Stein so oder so spannend sind. Für uns hat es sich gelohnt.

Linguaglossa Etna Nord

Wie man sich bettet, so liegt man”, sagt der Volksmund. – Ob das Zitat auch für ein Leben nach dem Tod gilt?
Falls dies der Fall ist, haben die Besitzer der Gräber auf einem kleinen italienischen Friedhof in Linguaglossa, am Fuße des Ätnas, alles richtig gemacht.

Womit sich für uns die Frage stellt, ob jeder, der hier nun liegt, zu Lebzeiten eine so mondäne Unterkunft sein eigen genannt hat?
Keine Sorge, auch wenn der Ätna im Hintergrund komische Geräusche macht, machen wir uns keine Sorgen, zeitnah das Zeitliche zu segnen.
Und falls es uns dennoch erwischt, wäre die Variante „Asche ins Meer“ mehr unser Ding. Doch was veranlasst Menschen zu solch pompösen Grabstätten? Selbst wenn man an ein Leben nach dem Tod glaubt, liegen hier doch nur ein paar Knochen

Cimitero militare germanico di Motta Sant’Anastasia

Beim Stichwort „Landung der Alliierten“ denkt fast jeder automatisch an Sommer 1944, die Normandie und den sogenannten D-Day.

Dass die Alliierten bereits ein Jahr vorher auf Sizilien landeten, geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Dabei war die sogenannte Operation Husky und nicht der D-Day die größte amphibische Operation im Zweiten Weltkrieg. Knapp 15000 Soldaten, darunter 4678 deutsche und 4325 italienische Soldaten, kostete dieses sinnlose Gemetzel das Leben. Sie sind nicht gefallen, sie haben buchstäblich ins Gras gebissen.

4561 deutsche Soldaten fanden ihre letzte Ruhe in der Kriegsgräberstätte Motta Sant’Anastasia. Darunter mein Urgroßonkel Karl-Heinz Häusgen. Was als Geste, für meine Tante Rosemarie gedacht war, hat mein Herz zutiefst berührt. Diese Kriegsgräberstätte ist kein klassischer Soldatenfriedhof, schon gar kein Heldenfriedhof. Obwohl in einem Olivenhain gelegen und von Meer und Etna flankiert, ist es kein Idyll. Von außen wirkt das Mausoleum friedvoll. Sobald ich die inneren Höfe betrat, spürte ich eine unbändige Energie.

Licht und Schatten

Der Spiegel berichtet, dass aus Bali Influencer ausgewiesen wurden, weil sie nicht nur Visaregeln und Corona-Auflagen missachteten, sondern darüber hinaus das Land als „ein Paradies romantisieren, das mit der Realität nichts zu tun hat.“

Obwohl wir vom Influencer Dasein weit entfern sind, werden wir immer wieder gefragt, warum wir denn in den „jetzigen Zeiten“ reisen. Da wir inzwischen zum WAGENVOLK gehören, sprich Fulltime Vanlifer sind, waren wir bereits auf Sizilien, als dieses zum Corona Hotspot wurde. Wir können keinem empfehlen, zurzeit hier hin zu kommen. Die Bewegungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, was absolut in Ordnung ist. Es dient ja unser aller Schutz.

Und ja wir zeigen mehr Bilder vom Strand und Meer, als von den Schattenseiten der Insel. Wer von negativen Nachrichten nicht genug hat, kann sich gern die wilden Müllkippen ansehen. Davon gibt es mehr als genug. Es sind leider viel zu viele. Und wenn man mal ein Beach CleanUp durchführt, weiß man kaum wohin mit dem Müll.

Andererseits gibt es auch immer wieder Müllplätze, auf denen der Müll so sauber getrennt wird, wie es nicht mal in Deutschland der Fall ist.

Wir werden weiterhin die ungefilterte Wahrheit zeigen. Die bedeutet jedoch, dass wir keine Filter benutzen. Und ja, wir zeigen liebe die Eindrücke, die wir uns selber suchen. So steht unser Bus, am Ende des Tages doch am Strand und nicht in der Müllkippe.

Doch es gibt eben nicht nur Schatten, sondern eben auch Licht. Viele Sizilianer nutzen diese Zeit und machen Hausputz. Sie freuen sich auf Touristen, sobald Normalität einkehrt.

Sizilien ist wunderwunderschön. Es gibt so viel Schönes zu entdecken: Wir lieben die barocken Städte, die wir von früheren Reisen kennen. Tolle Sehenswürdigkeiten, die teils zum UNESCO Kulturgut zählen. Wir lieben die Madonie mit ihrer wunderbaren Natur. Wir lieben die Vielseitigkeit, mal raue Küste und mal Sandstrand. Mit diesem phantastischen Türkis des Meeres. Wir lieben Cefalù, wo wir einige Wochen über Weihnachten verbracht haben. Ich mag die entspannte, freundliche und hilfsbereite Art der Sizilianer.

Wir lieben die Küche Siziliens, auch wenn die Restaurants gerade leider geschlossen sind. Aber die kleinen Obst- und Gemüse-Ape haben uns begeistert. Und viele Obst- und Gemüseläden haben wahre Köstlichkeiten, mal den jungen, super leckeren Rotwein in Plastikflaschen für kleines Geld, oder mal Artischocken vom Grill. Wer genau so gerne isst und trinkt wie wir, ist hier genau richtig.

Sizilien ist wie Italien, nur italienischer. Die Sizilianer machen auf uns einen sehr stolzen Eindruck, vielleicht weil sie in der Vergangenheit unter der wechselnden Herrschaft gelitten haben.

Es tut uns im Herzen weh, dass diese wunderschöne Insel so große Probleme hat. Nicht nur das Müllproblem, sondern auch die Arbeitslosigkeit. Viele Sizilianer müssen ihre Heimat verlassen, weil sie keine Arbeit finden. Wir sehen so viele verlassene Häuser in wunderschöner Lage. Die wirtschaftliche Lage hier ist schwierig. Und seit Corona noch viel schwieriger.

Dies ist kein Mitleid, das würde sich der Sizilianer verbitten. Dafür ist er zu stolz. Und das ist gut so.

Fazit

Was ist nun das Fazit nach dieser langen Zeit, nach fünf Monaten kreuz und quer? Verdammt lang, oder? – Das dachten wir, nachdem wir uns im Vorfeld ein wenig informiert haben. Wir waren schon einmal auf der Insel und klar, es gibt ja einige Blogs. Wenn man googelt, findet man jedoch vor allem SEO-optimierte Blogs. Sizilien in sieben, in acht, in zehn Tagen. Doch reicht das? Vielleicht um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Doch wenn uns eines auf dieser Insel ganz klar geworden ist, dann ist es ihre Vielseitigkeit. Es gibt nicht nur das eine Sizilien, nicht nur die schönen barocken Städtchen, Fischer- und Bergdörfer, das Meer, die Berge und Seen.

Sizilien ist mehr, viel mehr. Klar, es gibt nicht nur die schönen Seiten. Wir haben ja auch ein wenig über die Schattenseiten berichtet. Doch oft sind es gerade diese etwas maroden Stätten, Lost Places, verlassene Dörfer, die einen ganz besonderen Reiz haben. Und über all dem thront Mama Etna, wie die Sizilianer ihren Vulkan liebevoll nennen.

Sizilien bietet zu viel, um es unter Zeitdruck zu erfahren. Klar, nicht jeder kann sich 5 Monate frei schaufeln, um diese Insel zu bereisen. Nimm es als Beispiel: Unterm Strich, können wir sagen, selbst 5 Monate waren nicht genug, um alles zu erkunden. Es hat dafür gereicht sich ein wenig in die Insel zu verlieben. Fazit: Nimm dir für diese Insel soviel Zeit, wie du entbehren kannst. Sizilien ist es wert!

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